In Indien ist das Waschen der Nase – die Reinigung der Atemwege – selbstverständlicher Bestandteil der täglichen Körperhygiene. Zur Nachahmung empfohlen.
Ins Taschentuch zu schneuzen ist nichts als ein gefühlter „billiger Ersatz“ für denjenigen, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, sich täglich nach indischer Tradition die Nase mit Wasser auszuwaschen – und einmal dieses Gefühl eines befreiten Atmens genossen hat.
Wer es nie probiert hat, wird vielleicht nichts vermissen. Allerdings ist es in Indien selbstverständliches Gedankengut, dass die Qualität der Atmung in direkter Verbindung zum allgemeinen Gesundheits- und Seelenzustand eines Menschen steht. Machen Sie sich selbst ein Bild – probieren Sie es aus!
Nase waschen? Das hört sich nach einer unangenehmen Prozedur an?
Ist es glücklicherweise überhaupt nicht. Die Scheu vor Wasser in der Nase geht bei den meisten Menschen zurück auf unerfreuliche Schwimmbadererinnerungen mit gefühlten tausend Nadelstichen in den Stirnhöhlen. Diese treten aber nur bei gleichzeitigem Aufstieg von Luft in die Stirnhöhlen auf, bei gleichzeitigem Einatmen durch die Nase also.
Atmet man während des Auswaschens der Nase entspannt durch den Mund, passiert nichts dergleichen.
Anleitung zum traditionellen Auswaschen der Nase
Beugen Sie sich tief über das Waschbecken und drehen Sie den Wasserhahn leicht auf. Sammeln Sie das Wasser mit der rechten Hand, wenn Sie den rechten Nasenflügel reinigen wollen. Aus den Fingern lassen Sie nun das Wasser in den Nasenflügel rinnen, dabei macht die Hand parallel zur Nase eine Abwärtsbewegung und drückt mit dem Daumenballen das Wasser sanft tiefer hinab. Das fühlt sich beim ersten Versuch vielleicht etwas komisch an, tut aber nicht weh! Einfach darauf achten, immer unabhängig durch den Mund zu atmen, was man aber bei „verstopfter“ Nase normalerweise automatisch tut.
Die Bewegung mehrmals wiederholen. Das Wasser gelangt dabei tief in die oberen Atemwege und reinigt auch ansonsten völlig unzugängliche Stellen inklusive der Nebenhöhlen.
Danach den Kopf leicht heben, den nicht mit Wasser gefüllten Nasenflügel mit dem Finger zuhalten und kräftig ausschnauben, bis alles Wasser draußen ist. Hört sich komisch an? Macht nichts. Der reinigende Effekt ist unbezahlbar.
Auf dieselbe Weise wird anschließend der andere Nasenflügel mit der anderen Hand gereinigt.
Eine Wohltat bei Beschwerden mit den Atemwegen
Besonders Menschen, die sich mit Atemproblemen durch verstopfte Nebenhöhlen o.ä. herumschlagen, sollten zumindest ausprobieren, ob dieses kleine Ritual ihnen nicht Erleichterung verschaffen kann. Wer erkältet ist, kann zur Desinfektion statt normalem Wasser Salzwasser nehmen.
Am Anfang – zur Eingewöhnung – nicht zu viel wollen. Wer die Prozedur nach längerer Zeit vollkommen beherrscht, kann das Wasser so weit in die Atemwege der Nase drücken, dass es im Rachenraum wieder austritt. Das ist aber schon die hohe Schule der Nasenwaschungen.
Wer einmal damit begonnen hat, wird nach einiger Zeit feststellen, dass er eine auch nur leicht verstopfte Nase als Einschränkung für sein Wohlbefinden empfindet und die Waschungen vermisst, sollte er sie einmal vergessen haben. Da können wir hygienebewussten Europäer uns doch tatsächlich eine große Scheibe abschneiden von dem Wissen, welches in Indien jedes Kind beherrscht.