Die Palme liefert dem Menschen seit Jahrtausenden nützliche Materialien für sein tägliches Leben. Palmöl kommt als Rohstoff bei der Herstellung von Margarine, Süßigkeiten und Fertiggerichten sowie Waschmitteln, Kosmetika und Salben zum Einsatz. Im Kokosfett stecken aber auch Substanzen mit antimikrobiellen Wirkungen.
Kokosfett ist nicht nur zum Braten geeignet
Die Kokosnuss ist die Frucht der Kokospalme (Cocos nucifera). Ihr „Fleisch“ besteht aus 35 % Fett, wobei die gebundenen mittelkettigen Fettsäuren (Capryl-, Caprin-, Laurin- und Myristinsäure) den Hauptteil ausmachen. Durch Bindung von drei Fettsäuren an Glycerin entstehen geschmacks- und geruchslose Triglyceride. Kokosfett, unter dem Phantasienamen Palmin bekannt, ist bei Zimmertemperatur fest. Das durch Extraktion oder Pressen gewonnene Fett wird auch als Kokosöl, -nussöl oder -butter bezeichnet. Es wird zum Braten verwendet oder dient als Margarinegrundlage. Der beim Schmelzen im Mund erzeugte Kühleffekt ist die Grundlage des als Süßigkeit beliebten Eiskonfektes.
Traditionelle Gesundheitsöle in der Ayurveda-Heilkunde
Kokosnuss- und Palmkernöle wurden als Gesundheitsöle in der ayurvedischen Medizin seit fast 4.000 Jahren angewandt. Laut klassischer Ayurveda nährt und stärkt Kokosnussöl den Körper. Die medizinische Verwendung kombiniert mit Kräutern ist in Indien weitverbreitet – als Haarwuchsmittel und Hautschutz gegen Infektionen, selbst gegen Läuse.
Ähnliche Gesundheitswirkungen wurden auch für die Muttermilch beschrieben. Überliefert ist, dass frische Muttermilch nach einer Augenoperation als ein „Antibiotikum“ angewendet wurde. Die mittelkettigen Fettsäuren in Kokosnussöl sind vergleichbar mit den Fetten in Muttermilch und haben ähnliche Eigenschaften. Die moderne Forschung hat als Bindeglied zwischen diesen natürlichen gesundheitsfördernden Nahrungsmitteln deren Fettgehalt ins Visier genommen.
Seit Jahren werden Fettsäuren – natürliche Bestandteile von Nahrungsmitteln – in vorwiegend amerikanischen Präparaten als Anti-Candida-Mittel vertrieben. Candida-Pilze können sich bei abwehrgeschwächten Menschen im Magen-Darm-Trakt, auf Haut- und Schleimhäuten in Nase, Mund, Genitalien oder sogar im ganzen Körper (systemisch) ansiedeln.
Der Candida-Klassiker Caprylsäure – ein Bestandteil von Kokosöl
Caprylsäure ist eine mittelkettige gesättigte Fettsäure mit acht Kohlenstoffatomen (C 8:0). Sie kommt natürlich in Butterfett, Palm- und Kokosnussöl vor, meist in gebundener Form. Der Körper produziert Caprylsäure in kleineren Mengen, unter anderem im Darmtrakt von der normalen Bakterienflora. Sie wird auch von den Schweißdrüsen abgesondert, ist schnell flüchtig und riecht dementsprechend charakteristisch „bockig“. Der Name leitet sich aus dem Lateinischen capra für Ziege ab.
Caprylsäure weist nach älteren Labor-Studien antifungale, antivirale und anti-bakterielle Wirkungen auf, wobei Kabara 1972 die minimale Hemmkonzentration mittelkettiger Fettsäuren gegen Candida albicans im Labor bestimmte. Seitdem wird Caprylsäure als natürliches Anti-Pilz-Mittel propagiert und für Hefeinfektionen des Magen-Darmtraktes eingesetzt. Man bekommt sie sowohl in flüssiger Form als auch als Tabletten. Handelsnamen: Capryl, Caprinol, Caprylax, Capricin, Capristatin, Kaprycidin-A, Candida Control und andere.
Nach einer einwöchigen Einnahme von 1.000 bis 2.000 mg/Tag sollte nach Herstellerangaben die Therapie mit probiotischen Darmbakterienkulturen ergänzt werden. Um die antifungale Wirkung im Darm zu entfalten, sollte Caprylsäure in Tablettenform eingenommen werden, da hier durch verzögerte Freisetzung der Wirksubstanz eine verlängerte Verweildauer gewährleistet ist. Für die Verkapselung spricht auch der unangenehme ranzige Geschmack der freien Fettsäure.
Die Autoren populärwissenschaftlicher „klassischer“ Candida-Literatur John P. Trowbridge und William Crook empfehlen Caprylsäure als Hilfsmittel auch bei systemischen Candida-Infektionen. Crook sieht in Caprylsäure sogar eine Alternative zu Nystatin – ebenso wirksam, aber ohne Nebenwirkungen. Diese Einschätzungen konnten bisher jedoch nicht in klinischen Studien belegt werden.
Weitere Fettsäuren mit fungiziden Eigenschaften
Neben Caprylsäure bieten sich zwei andere mittelkettige Fettsäuren aus dem Kokosnussöl zur Candida albicans-Bekämpfung an. Eine Laborstudie aus der Universität Island ergab, dass einige Fettsäuren und ihre 1-Monoglyceride C. albicans inaktivieren können.
- Caprinsäure, eine gesättigte Fettsäure mit 10 Kohlenstoffatomen, rief die schnellste und wirksamste Abtötung von drei getesteten Candida albicans-Stämmen schon nach zehn Minuten Inkubationszeit hervor. Die Wirkung besteht in einer Auflösung und Schrumpfung des Zytoplasmas aufgrund einer Zertrennung und Auflösung der Plasmamembran. Das gebundene Monoglyzerid Monocaprin verringerte experimentell einen Pilzbefall von Zahnprothesen.
- Laurinsäure (C 12:0) zeigte sich aktiver in geringeren Konzentrationen und nach einer längeren Inkubationszeit.
Fazit der Island-Studie: mittelkettige Fettsäuren im Kokosnussöl wirken zusammen und können deshalb für die Behandlung von Infektionen von Haut und Schleimhäuten, die von Candida albicans verursacht sind, nützlich sein. Derzeit wird in der isländischen Arbeitsgruppe an der Entwicklung pharmazeutischer Formulierungen gearbeitet, die pilz- und bakterienabtötende Lipide enthalten. Erste experimentelle Erfolge stellte man mit dem Monoglycerid Monocaprin fest.
Auch afrikanische Laboruntersuchungen an klinischen Candida-Keimen zeigten, dass jungfräuliches Kokosnussöl eine mit dem bewährten Medikament Fluconazol vergleichbare Anti-Pilz-Wirkung hat. In Hinsicht auf eine Alternative zur Behandlung medikamenten-resistenter Candida-Spezies ist dies ein vielversprechender Hinweis.
Zur Darmpilz-Bekämpfung sind Kokosöl-Bestandteile bedingt geeignet
Obwohl noch viel Forschungsarbeit vonnöten ist, scheint dieser fast diätetische Ansatz zumindest empfehlenswert bei hartnäckigen Pilzinfektionen im Magen-Darm-Trakt des Menschen. Ob ein Verzehr von Kokos-Raspeln den erwünschten Erfolg bringt, ist zweifelhaft. Ganz abzuraten ist von Kokosriegeln wie Bounty oder Kokos-Makronen, da der darin enthaltene Zucker den Pilz eher füttert als bekämpft.