Defekte Steuerketten führen bei TSI-Motoren von VW, Audi, Skoda, Seat zu Problemen bis zum Totalschaden. VW vermutet Produktionsfehler eines Zulieferers.
Bei der ersten Präsentation der neuen TSI-Motoren in VW, Audi, Skoda und Seat war die Fachwelt begeistert. „Downsizing“ hieß das Zauberwort, das den Spritverbrauch senken sollte – die neue Entwicklung beim VW-Konzern weg von großvolumigen Motoren, hin zu kleineren Hubräumen und höher verdichteten Motoren. Die neuen kleinen, stark aufgeladenen Benzin-Motoren mit Turbolader sollten weniger Kraftstoff verbrauchen – und das bei gleichzeitigem dynamischen Beschleunigungsverhalten. In der Tat erfreuen sich TSI-Fahrer, die ihre Fahrkosten reduzieren wollen, an Verbrauchswerten bis zu unter sechs Litern, wenn drehzahlbewusst gefahren wird. Jetzt gibt es Probleme: Beschwerden über defekte Motoren bis hin zum Totalschaden häufen sich – schon bei niedrigen Kilometerständen.
Problem: Fehlerhafte Steuerketten bei 1,2 TSI und 1,4 TSI Motoren von VW
Betroffen sind vor allem 1,4 TSI sowie 1,2 TSI-Motoren mit 105 PS. Wie kann es zu den Problemen und Motorschäden bei VW, Audi, Seat und Skoda kommen? Verantwortlich ist meistens eine „sich längende“ Steuerkette, wie es im Fachjargon heißt – also eine Steuerkette, die mit der Zeit länger wird. Leiert dieses Bauteil aus, das in den neuen TSI-Modellen die Funktion des Zahnriemens im Motor übernimmt, so besteht die Gefahr, dass die Zähne auf dem Führungsrad von der Kette übersprungen werden. Mit fatalen Auswirkungen, denn dann können Ventilstößel und Kolben zusammenstoßen; ein kapitaler Motorschaden ist die Folge.
Erstes Alarmsignal: bei rasselndem TSI-Motor sofort in die Werkstatt
Solche Probleme treten ganz plötzlich und überraschend für TSI-Fahrer auf. Sie können erst feststellen, dass in ihrem Auto eine mangelhafte Steuerkette läuft, wenn der Schaden schon eingetreten ist. Welche Fahrzeuge genau betroffen sind, ist eine interessante Frage. Doch VW lässt in der Fachzeitschrift „Autobild“ verlauten, dass das Problems nicht auf bestimmt Chargen oder Produktionszeiträume einzugrenzen sei. Deshalb sei es umso wichtiger, dass der Fahrer beim ersten Alarmsignal das Problem erkennt und möglichst schnell eine Werkstatt aufsucht: sobald eine Motorkontrollleuchte brennt oder das Auto rasselnde Geräusche von sich gibt.
Schwere Defekte an TSI-Motoren gibt es vor allem bei Audi A3 und Skoda Yeti
Obwohl in einschlägigen Foren vor allem beim Audi A3 und beim Skoda Yeti das Problem schwerer Defekte an TSI-Motoren immer häufiger beschrieben wird und Tipps unter TSI-Fahrern ausgetauscht werden, welche Maßnahmen zum Schutz des Motors ergriffen werden können, weigert sich der VW-Konzern bisher, einen möglichen Konstruktionsfehler zuzugeben. Erst nachdem die Zeitschrift „Autobild“ in ihrem Kummerkasten eine große Anzahl von Beschwerden über diesen Motortyp feststellte und diese Zahlen in ihrer Ausgabe 5/2012 veröffentlichte, gab es eine Stellungnahme von VW. Man habe Probleme durch einen Produktionsfehler eines Zulieferes von Steuerketten, hieß es. Und es seien prozentual nur sehr wenige Fahrzeuge betroffen. Eine Rückrufaktion wurde jedoch nicht angekündigt.
Keine Rückrufaktion – die Kulanzregelung von VW stellt TSI-Fahrer nicht zufrieden
Die Erklärung des VW-Sprechers wird in einschlägigen Internetforen misstrauisch betrachtet. Viele Fahrer von TSI-Fahrzeugen sind damit nicht zufrieden. Sie befürchten, ein unausgereiftes Produkt gekauft zu haben und starten mit Angst vor Motorschäden zur Städtereise in Deutschland, in die nächste Metropole zum Shopping oder zur sonnigen Spritztour am Wochenende. Auch die angekündigte Kulanzregelung von VW, in den ersten drei Jahren 100 Prozent des Schadens zu übernehmen, sich bis zu sechs Jahre danach aber nur noch anteilig daran zu beteiligen, weckt nicht gerade das Vertrauen der Autobesitzer. VW versuche die Probleme zu verschleiern, um sich vor flächendeckenden Regressansprüchen zu schützen – so mutmaßen die Kunden.