Mit 580 Metern ist der Haferberg der höchste im Kaufunger Wald auf der niedersächsischen Seite. Der Rundwanderweg beginnt im hesssischen Nieste.
Der Haferberg ist mit 580 Metern der höchste Berg im Naturpark Münden. Im gesamten Kaufunger Wald überragen ihn nur noch der Hirschberg mit fünf, der Mühlenstein mit kapp 30, und der Bilstein sowie der Steinberg im Werra-Meißner-Kreis mit etwas mehr als 60 Metern. Doch besondere Anforderungen an Hobbywanderer stellen diese Berge nicht. Sie sind seit Jahrhunderten durch Wald- und Forstwirtschaft und entsprechende Wege geprägt. Auch heute ist der Baumbestand des Kaufunger Waldes für die Holzindustrie keine geringe Größe. Um die Ernte einzufahren, ist kein „Harvester“ zu breit und zu klobig, um die Baumriesen halbautomatisch zu fällen, zu entasten, sortimentsgerecht zu stapeln und den Abfall gleich an Ort und Stelle zu Hackschnitzeln zu verarbeiten. Dabei kann schon mal ein Wanderweg in Mitleidenschaft gezogen werden. Und die Weg-Zeichen an den Bäumen verschwinden auch gleich mit. Zum Glück können sich die Naturparkverwaltungen auf ihre ehrenamtlichen Wegepfleger verlassen, so dass es der Industrie nicht immer gelingt, den Kaufunger Wald in einen Ur-, oder besser Unwald zu verschandelt.
Ahnen des Tafelobstes
Ausgangspunkt für den Haferberg-Steig, ein Rundwanderweg im Kaufunger Wald, ist der Parkplatz Jägerborn an der Landstraße 563, etwa sieben Kilometer nach dem Ortsausgang von Nieste in Richtung Witzenhausen. Hier lenken kleine Informationstafeln die Aufmerksamkeit auf seltene, erhaltenswerte Obstbaumarten. Malus sylvestris (Wildapfel) oder Pyrus pyraster (Wildbirne) heißen sie und sind ein Zeichen vergangener Landwirtschaftskultur. Kaum zu glauben, dass diese knorrigen Gesellen die Ahnen des saftigen Tafelobstes von heute sein sollen.
Unfall-Rettungspunkte sind auch für Wanderer nützlich
Die Route beginnt im Uhrzeigersinn am Forstweg gleich an der Landstraße. Mit einer Bergwanderung hat der sachte Anstieg auf dem Wildkammerweg auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Erst wenn die Straßengeräusche plötzlich von ganz unten kommen, staunt man über den bereits bewältigten Höhenunterschied. Noch eine Wegbiegung, und der dichte Wald verschluckt auch den letzten zivilen Lärm.
Eine erste Hütte kommt in Sicht, doch die gehört der Forstwirtschaft. Der Wanderer muss noch ein Stück weiter bis zur Michel-Hütte. Hier biegt der Rundwanderweg rechts in die Habichtstraße ein. Unter dem Holzschild informiert eine rot umrandete Hinweistafel, dass gerade der Unfall-Rettungspunkt GÖ 2H passiert wird. Solche Stellen wurden eingerichtet, damit Rettungskräfte bei Unfällen in der Forstwirtschaft oder bei Waldbränden schnell und exakt die Unglücksorte erreichen. Aber auch der Wanderer sollte sich solche Punkte merken. Mag bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher auch kein Gedanken an einen Notfall aufkommen, der Kaufunger Wald ist groß. Hat man ein Handy dabei, kann man bei einem Notfall den nächsten Unfall-Rettungspunkt angeben und erleichtert den Helfern, den Unfallort schnell zu finden.
Kyrill schuf neue Aussichtpunkte
Unter der dicht bewaldeten Kuppe versteckt der Haferberg geschickt seine wahre Größe. Zwar konnte der sanfte Anstieg dem Wanderer nicht den Atem rauben. Doch bei der Aussicht hier oben kann einem schon vor Begeisterung die Luft wegbleiben. Am Aussichtspunkt, kurz bevor die Habichtstraße auf den Wanderweg X4, auch Frau-Holle-Pfad genannt, trifft, offenbart sich ein gigantisch weiter Blick nach Westen über den Kaufunger Wald.
Für eine zweite, noch interessantere Aussicht, lohnt sich ein kurzer Abstecher. Diese neue Sicht hat der unvergessliche Kyrill den Wanderern beschert. Baumriesenstümpfe erinnern daran, dass es diesen Blick über den östlichen Naturpark Münden vor dem Orkan im Januar noch nicht gab.
Der Haferberg-Steig ist etwa sechseinhalb Kilometer lang, dafür braucht man eine Stunde und 45 Minuten. Start- und Zielpunkt ist der Parkplatz Jägerborn oder Umschwang bei Nieste. Es gibt keine Einkehrmöglichkeit. Die Wanderkarte ist beim Naturpark Münden zu erhalten.