Schriftsteller konnten lange Zeit Social Bookmarks direkt und indirekt nutzen, um mehr Geld zu verdienen.
Viele Autoren verdienen mit dem Schreiben so wenig Geld, dass sie über jede Möglichkeit froh sind, ihr Einkommen zu verbessern. Eine solche Möglichkeit bot lange Zeit Social Bookmarking. Es ließ sich auf verschiedene Arten nutzen, die man leicht miteinander kombinieren konnte.
Browser Bookmark oder Social Bookmark?
Ein Social Bookmark ist etwas ganz anderes als ein Lesezeichen auf dem eigenen Computer, ein so genanntes Browser Bookmark. Letzteres wird in Google Chrome, im Internet Explorer oder im Firefox-Browser angelegt, damit man eine Internetseite jederzeit wiederfindet, ohne sich die Adresse merken zu müssen. Man kann darauf jedoch nur vom eigenen Computer aus zugreifen, andere Personen wissen nichts davon.
Im Gegensatz dazu versteht man unter einem Social Bookmark ein Lesezeichen, das man öffentlich im Internet setzt. Man teilt damit anderen Personen mit, welche Websites man für interessant hält. Das kann etwa auf Seiten wie Facebook geschehen, wo man sich mit Bekannten austauscht und seine Freunde wissen lassen möchte, welche anderen Internetseiten man toll findet. In der Regel wird dabei aber kein Geld verdient.
Social Bookmarking Sites lebten von Werbung
Neben den sozialen Netzwerken wie Facebook, Netlog oder SchülerVZ gab es zeitweilig aber auch immer mehr Seiten, die nur dem Eintragen und der Diskussion von Lesezeichen – neudeutsch eben Bookmarks – dienten. Hier konnte jeder nahezu jede Internetseite empfehlen. Die Betreiber dieser Social Bookmarking Sites blendeten neben den Bookmarks kleine Anzeigen ein, meistens nach dem Prinzip Pay per Click, und lebten von den Werbeeinnahmen.
Schriftsteller konnten ihre eigenen Texte bewerben
Als Schriftsteller hatte man drei Möglichkeiten, mit dem Bookmarking Geld zu verdienen – einmal direkt und zweimal indirekt. Die langfristig wichtigste Art war indirekter Natur: Man nutzte das Bookmarking, um seine eigenen Texte bekannter zu machen und dadurch höhere Tantiemen oder Honorare zu erzielen. Am einfachsten ging das mit Texten, die im Internet erschienen waren: Hier brauchte man nur Lesezeichen auf möglichst vielen Bookmarking Sites zu setzen, die direkt auf den eigenen Text verwiesen.
Aber auch in gedruckter Form erschienene Texte ließen sich so bewerben. Hier setzte man Lesezeichen, die auf entsprechende Rezensionen verwiesen. Das brachte mehr Leser für die Rezensionen – und damit letzten Endes auch für die besprochenen Bücher und anderen Texte. Für diese Art der Selbstvermarktung eigneten sich vor allem populäre Sites wie etwa Mister Wong.
Manche Bookmarking Sites beteiligten Autoren an den Einnahmen
Die zweite Art, mit Bookmarking – also dem Setzen der Lesezeichen – Geld zu verdienen, war sehr direkt. Im Gegensatz zu den schon genannten Seiten gab es nämlich Bookmarking Sites, die die Benutzer an ihren Einnahmen beteiligten. Dafür musste man normalerweise über ein AdSense-Konto bei Google verfügen, was wiederum eine eigene Website oder ein eigenes Blog voraussetzte. Letzteres bekam man aber damals wie heute einfach und kostenlos über Dienste wie Blogger. Es mit ein wenig Inhalt zu füllen, sollte für keinen Autor ein Problem darstellen.
Man konnte eigene oder fremde Texte bookmarken
Hatte man sich nun bei einer solchen Seite – wie etwa vimalaa.de – angemeldet und seine AdSense-Daten hinterlegt, dann brauchte man nur noch fleißig Bookmarks zu setzen. Wenn diese von anderen Benutzern aufgerufen wurden, wurden die Werbeeinnahmen abwechselnd dem Betreiber der Seite und dem Verfasser des Lesezeichens gutgeschrieben.
Man konnte diese Methode mit der Selbstvermarktung kombinieren, indem man Lesezeichen zu seinen eigenen Texten setzte – oder man bookmarkte einfach fremde Texte. In diesem Fall beschränkte sich die schriftstellerische Tätigkeit natürlich auf das Verfassen der wenigen Sätze, mit denen man den Inhalt der verlinkten Seiten für die anderen Benutzer beschrieb.
Dank Referrals ließ sich mit Bookmarks noch mehr Geld verdienen
Die dritte Art, seine Einnahmen zu steigern, war wieder indirekt. Manche Bookmarking Sites boten die Möglichkeit an, andere Mitglieder anzuwerben (so genannte Referrals) und an deren Einnahmen mitzuverdienen. Dieses Referral-System ist auch von vielen anderen Partnerprogrammen im Internet bekannt. Das Geld, das man an seinen Referrals verdiente, wurde nicht ihnen, sondern den Seitenbetreibern abgezogen, die aber trotzdem von der Sache profitierten, weil sie dadurch mehr Benutzer bekamen und letzten Endes mehr Anzeigen einblenden konnten.
Eine Seite, bei der man alle drei Methoden kombinieren konnte – seine eigenen Texte bewerben, an den Werbeeinblendungen verdienen und auch noch weitere Benutzer gegen Beteiligung anwerben –, war infopirat.com. Inzwischen aber haben sowohl infopirat.com als auch vimalaa.de den Betrieb eingestellt, Mister Wong hat sein System völlig umgestellt. Die Zeit der reinen Bookmarking Sites ist vorbei – die Entwicklung des Internets bleibt eben stürmisch.