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Unerkannte Krankheit Endometriose

Mögliche Anzeichen – Regelschmerzen oder ungewollte Kinderlosigkeit. Die Vielfalt der Symptome, Hilflosigkeit im Medizinsystem und fehlendes gesellschaftliches Bewusstsein machen Endometriose zu einer unerkannten Krankheit.

Etwa 40.000 Frauen erkranken jedes Jahr neu an Endometriose, einer schmerzhaften und chronischen Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Etwa sieben bis 15 Prozent der erwachsenen weiblichen Bevölkerung leiden unter dieser Krankheit. „Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung vergehen durchschnittlich sechs Jahre“, informiert die Stiftung Endometriose-Forschung in Westerstede.

Betroffen sind meistens der untere Bauch- und Beckenraum sowie häufig auch die Eierstöcke. In schweren Fällen breiten sich die Wucherungen auf die Scheidenwand und den Darm aus. Je nach betroffenen Organen klagen die Patientinnen über heftige Schmerzen im Bauchbereich nicht nur während der Menstruation, ausstrahlenden Rückenschmerzen, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang und auch der Harnentleerung. Auch Blutungen mitten im Zyklus und gleichzeitige starke Erschöpfung können auf die Erkrankung Endometriose hinweisen. Aufgrund der Vernarbungen z. B. im Bereich der vergrößerten Eileiter oder der insgesamt chronisch gereizten Gebärmutter sind viele Patientinnen unfruchtbar.

Langer Leidensweg bis zur korrekten Diagnose

Der Leidensweg der Betroffenen ist oft lang. Eine in den Jahren 2003 bis 2005 durchgeführte Untersuchung im Median Klinikum für Rehabilitation in Bad Salzuflen ergab: Bei fast 49 Prozent der befragten 300 Patientinnen wurde die Diagnose Endometriose nach mehr als fünf Jahren gestellt. 26 Prozent der Frauen suchten bis zur richtigen Diagnosestellung fünf bis zehn Ärzte und fünf Prozent der Frauen sogar mehr als zehn Ärzte auf.

„Die Vielfalt der Symptome ist einer der Gründe, warum Endometriose so lange unerkannt bleibt“, erklärt Dr. Christiane Niehues, Chefärztin des Fachbereiches Gynäkologie im Median Klinikum. „Eine gynäkologische Praxis zählt im Jahr vielleicht zwei bis drei schwere Fälle von Endometriose. Demzufolge ist eine gute Kooperation mit Zentren und Spezialisten für diese Patientinnen sehr wichtig, um Erfahrung und detailliertes Wissen zu nutzen. Dazu kommt das fehlende gesellschaftliche Bewusstsein. Heftige Schmerzen während der Menstruation werden gerne abgetan und nicht als gynäkologische Krankheit ernst genommen.“

Entstehung bis heute nicht erforscht

Wie Endometriose entsteht, ist bis heute nicht geklärt. Es gibt unterschiedliche Theorien. Ein Erklärungsversuch geht von einer angeborenen muskulären Überaktivität der Gebärmutter aus. Andere Thesen sagen aus, dass vitale Schleimhautzellen im Menstruationsblut über die Eileiter in die Bauchhöhle gelangen und dort zu wuchern beginnen. Auch Umweltgifte wie PCB oder DDT werden für die Entstehung der Krankheit verantwortlich gemacht.

Die Untersuchungen im Median Klinikum in Bad Salzuflen ergaben eine sehr hohe psychische Belastung der Patientinnen. 91 Prozent erklärten, unter mäßigen bis sehr starken Schmerzen zu leiden. Große Auswirkungen hat die Krankheit auf die sozialen Kontakte und Partnerschaften der Betroffenen. 76 Prozent der Frauen wiesen auf eine mäßige bis sehr starke Beeinträchtigung durch die Krankheit hin.

Was können Patienten tun, die unter ungewöhnlich starken Regelschmerzen, zyklischen Blutungen aus Organen oder unklaren Unterbauchschmerzen leiden? „Darauf dringen, dass die Ursachen für die Beschwerden eindeutig geklärt werden“, rät Dr. Niehues. „Zur Diagnosesicherung ist eine Operation erforderlich, die meist per Bauchspiegelung erfolgt. Dabei können oft auch schon Endometriose-Herde oder Eierstockzysten entfernt werden.“