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Sonnenlicht kann die Bindehaut des Auges schädigen

Vor allem in den Sommermonaten reizen Sonne, Wind und Sand die Bindehaut des Auges. Wenn merkwürdige Wucherungen entstehen, muss das der Augenarzt ansehen.

Wer die Sommersonne genießt oder die Sonne in wärmeren Ländern sucht, sollte seine Augen gut schützen. Bei manchen Menschen verursacht starkes UV-Licht eine lachsfarbene Wucherung auf dem Weiß des Auges am Übergang zur Hornhaut. Dieses so genannte Pterygium ist zwar gutartig, es kann aber das Sehen erheblich behindern, wenn es auf die Hornhaut übergreift. Häufig hilft dann nur noch eine Operation. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb dazu, die Augen im Freien durch eine geeignete Sonnenbrille zu schützen.

Innerer Augenwinkel besonders gefährdet

Das Pterygium oder „Flügelfell“ wird von ultravioletten (UV) Strahlen ausgelöst, die seitlich auf das Auge fallen. „In der Hornhaut werden die Strahlen fokussiert und treffen dann mit sehr hoher Intensität auf die Übergangszone zur Bindehaut”, berichtet DOG-Präsident Professor Dr. med. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Freiburg. Betroffen ist meistens der innere Augenwinkel. Der äußere Augenwinkel liegt im Schatten der Nase. Er ist dadurch einigermaßen vor UV-Strahlen geschützt.

Rund 1,6 Millionen Deutsche haben ein Pterygium

Am stärksten gefährdet sind Bewohner südlicher Länder. „Der Pterygium-Gürtel reicht beiderseits des Äquators bis etwa zum 40. Breitengrad – im Norden auf Höhe der Balearen, im Süden bis nach Tasmanien”, erläutert Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Direktor der Augenklinik an der Universität Frankfurt. Doch auch in Deutschland haben schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen ein Pterygium. “Langjährige Tätigkeit im Freien, höheres Alter und männliches Geschlecht sind die wichtigsten Risikofaktoren“, sagt Ohrloff. Auch im Urlaub ist die UV-Belastung erhöht. Sie kann durch die Reflexion am Wasser, Schnee oder auch Eis deutlich steigen. Auch auf Grönland erkranken deshalb Menschen an einem Pterygium.

Flügelfell: die Wucherungen entstehen auch im Winter

Die meisten Menschen mit einem Pterygium haben keine Beschwerden und eine Behandlung ist nicht erforderlich. Im fortgeschrittenen Stadium treten jedoch mitunter Reizungen auf. Denn der Tränenfilm, der die Bindehaut schützt, wird an dieser Stelle unterbrochen. Zum Risiko wird das Pterygium, wenn es auf die Hornhaut übergreift. „Sehstörungen drohen nicht erst, wenn es den zentralen Bereich der Hornhaut überwächst und damit die optische Achse des Auges verlegt“, warnt Professor Dr. med. Claus Cursiefen von der Augenklinik am Universitätsklinikum Erlangen: “Die Wucherungen können auch die Krümmung der Hornhaut verändern.“ Die Folge ist ein Astigmatismus: Die Betroffenen verlieren die Fähigkeit, einen Punkt als solchen zu sehen und nehmen ihn stattdessen als Stab wahr. Ihn können dann nur noch Brille oder Kontaktlinsen korrigieren.

Behandlung mit Krebsmedikament ist viel versprechend

Das Pterygium lässt sich operativ entfernen. „Das Rückfallrisiko ist allerdings mit bis zu 70 Prozent sehr hoch“, berichtet Cursiefen. Es werde deshalb intensiv nach Möglichkeiten gesucht, ein erneutes Auftreten zu verhindern. Viel versprechende Ergebnisse werden laut Professor Cursiefen mit dem Krebsmedikament Bevacizumab erzielt: „Es verhindert die Bildung neuer Blutgefäße, die an der Entstehung des Pterygiums beteiligt sind.“ Wie häufig sich ein Pterygium dadurch verhindern lässt, sei allerdings noch nicht durch wissenschaftliche Studien belegt, schränkt der Experte ein.

Achten Sie auf eine gute Sonnenbrille

Für die Experten der DOG steht deshalb die Vorbeugung an erster Stelle. Sie ist durch Tragen geeigneter Sonnenbrillen möglich. Diese sollte nicht nur von vorne eintreffende UV-Strahlen filtern. Ebenso wichtig seien breite Bügel, die einen Lichteintritt von der Seite verhindern.

Quelle: L.M. Heindl; C. Cursiefen: Pterygium; Ätiologie, Klinik und neue adjuvante Therapien; Ophthalmologe 2010 • 107:517–524; Springer-Verlag 2010, Heidelberg.

Informationen: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Pressestelle, Anna Julia Voormann