In einigen Jahren könnten Salmonellen nicht nur krank machen, sondern auch bei der Krebsbekämpfung helfen.
Salmonellen sind äußerst gefürchtet. Sie können schwere Magen-Darm-Erkrankungen auslösen. Doch in Zukunft könnten sie vielleicht einen wichtigen Beitrag in der Tumor-Bekämpfung liefern.
Dr. Siegfried Weiß und seine Kollegen vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig fanden nun heraus, wie die Bakterien in das Tumorgewebe eindringen und es zerstören. Das Forscherteam will nun die dafür verantwortlichen Botenstoffe des Immunsystems feststellen. Dann könnte man die Bakterien gezielt in das Tumorgewebe einschleusen. Diese Grundlagenforschung wird von der Deutschen Krebshilfe mit 245.000 Euro unterstützt.
Salmonellen – sie fressen Krebszellen
Salmonellen vermehren sich in schlecht gekühlten Lebensmitteln rasend schnell. Die stäbchenförmigen Bakterien lieben vor allem rohes Fleisch wie Hackfleisch, Huhn und Mettwurst. Genauso häufig findet man sie aber auch in Eiern, Muscheln, Mayonnaise und Speiseeis. Von der Vielzahl an verschiedenen Salmonellen-Typen sind etwa 20 für den Menschen vorherrschend als Krankheitserreger.
Aber Salmonellen haben nicht nur eine Vorliebe für unsere Lebensmittel, sondern auch eine Leidenschaft für Tumorgewebe.
Und die Wissenschaftler fanden nun heraus, was den Bakterien den Zutritt in die Krebszellen verschafft. Ein Botenstoff des menschlichen Immunsystems lässt die Blutgefäße des Tumorgewebes durchlässig werden. Innerhalb des Krebsgewebes führt das eingeströmte Blut mit den Bakterien zu einer Nekrose, also zum Absterben der Zellen. Die abgestorbenen Zellen dienen den Salmonellen wiederum als Nahrung. Das Tumorgewebe wird also von innen heraus zerstört, nur die Randbereiche bleiben unbehelligt.
Bei Mäusen funktioniert die Methode schon gut, aber für die Anwendung beim Menschen soll mehr erreicht werden. Die Forscher wollen die Bakterien genetisch manipulieren und sie so veranlassen, gezielt einen Wirkstoff abzugeben, der die Krebszellen komplett vernichtet ohne benachbartes Gewebe zu schädigen. Dies wäre weitaus schonender für gesundes Zellgewebe als eine Chemotherapie. Die Wissenschaftler müssen weiterhin einen Weg finden, die krankmachenden Salmonellen so abzuschwächen, dass sie dem Patienten keinen Schaden zufügen. Gleichzeitig gilt es die Fähigkeit zu erhalten, Tumorgewebe zu zerstören. Diese Balance zu finden, stellt eine große Herausforderung dar. Aber da der Forschungsansatz vielversprechend ist, nehmen die Forscher des Helmholtz-Institutes diese Aufgabe gerne an.
Salmonellen als behutsame Krebstherapie
Dass Bakterien aktiv Tumorgewebe angreifen, ist schon seit längerer Zeit bekannt. Es wäre ein großer Fortschritt in der Krebstherapie, wenn man sich diese Besonderheit zunutze machen könnte. Neben verbesserten Heilungschancen für Krebspatienten könnte dieser Ansatz weitaus schonender für den Körper sein als herkömmliche Therapien.
Am Helmholtz-Institut laufen außerdem Untersuchungen, inwieweit Infektionen für die Entstehung von Krebs verantwortlich sind. So ist das Leberzellkarzinom die fünfhäufigste Krebsart und tritt fast ausschließlich infolge einer chronischen Leberentzündung (Hepatitis) auf. Die Aufklärung, warum eine dauerhafte Infektion zur krankhaften Vermehrung der Leberzellen führt, könnte zur Entwicklung neuer Therapien und Medikamente führen.