Kinder mit roten Bäckchen sind niedlich. Doch bei Erwachsenen können Rötungen Anzeichen für eine Hauterkrankung mit Namen Rosazea sein.
Es fängt ganz harmlos an: Gerötete Stellen im Gesicht, die plötzlich auftreten und nach ein paar Stunden wieder verschwinden. In der Regel werden eine Allergie, eine Unverträglichkeit auf ein Kosmetikprodukt oder eine Lichtreaktion als mögliche Verursacher vermutet. Doch unter Umständen sind Gesichtsrötungen – oft in Verbindung mit Spannen, Jucken oder Brennen der Haut – Vorboten einer chronischen, nicht ansteckenden Hauterkrankung, die Rosazea (Rosacea) heißt und meistens im Alter zwischen 30 und 50 auftritt. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.
Übersetzt bedeutet das Wort Rosazea „kleine Rosenblüten“. Doch wenn diese Rosen erblühen, sind die Betroffenen alles andere als entzückt. Oft schämen sie sich für ihre dauerhaft gerötete Haut. Sie haben zudem das Gefühl, deswegen von ihren Mitmenschen angestarrt zu werden. Der psychische Druck ist enorm. Manche haben auch Angst, wegen ihrer geschwollenen Nase (dies kommt vor allem im Spätstadium der Erkrankung bei Männern vor und wird „Rhinophym“ genannt) als Alkoholiker abgestempelt zu werden. Auch das noch! Je eher also diese Hauterkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto besser.
Dem Fluch der Finnen auf der Spur
Mehr als vier Millionen Deutsche leiden unter Rosazea, auch Couperose, Kupferrose, Rotfinne oder Fluch der Finnen genannt. Der ethnische Bezug ist einfach zu erklären, da hellhäutige Menschen und solche, die dem keltischen Typ zugeordnet werden (sehr helle bis blasse Haut, oft mit Sommersprossen, blaue Augen, rötlich bis blonde Haare) am häufigsten von Rosazea betroffen sind. Die Ursachen für den „Finnenfluch“ sind bislang noch nicht geklärt. Ganz allgemein werden erbliche Faktoren vermutet. Zudem reagiert der Körper der Betroffenen stark auf bestimmte Faktoren. Solche Triggerfaktoren sind u.a. Sonne, Stress, heiße Locations (Sauna usw.), starke Temperaturwechsel, Alkohol, scharf gewürzte Speisen, Sport, aber auch bestimmte Pflegeprodukte. Bluthochdruck wird als ein weiterer Auslöser genannt. Ein frauenspezifischer Trigger können hormonell bedingte Veränderungen sein, etwa durch Schwangerschaft oder Wechseljahre. Wer nicht sicher ist, welcher Faktor für die Rötungen verantwortlich ist, sollte ein Therapietagebuch führen. So kann er den oder die Übeltäter eher eingrenzen.
Vielfach bleibt die Erkrankung unerkannt, weil die Betroffenen gerötete Wangen oder Pickel nicht als Krankheitssymptome deuten. So ist es zu erklären, dass sich zwei Drittel der Rosazea-Patienten schon in einem fortgeschrittenen Erkrankungszustand befinden, bevor sie zum Dermatologen/zur Dermatologin kommen. Doch nicht verzagen: Rosazea ist eine behandelbare Hauterkrankung.
Rosazea: Eine Krankheit – drei Stadien
In der Regel geht niemand zum Arzt, nur weil die Wangen glühen oder ein paar Pickel vorhanden sind. Wer aber das mögliche Ende der chronischen Hauterkrankung kennt, wird erste Anzeichen nicht bagatellisieren. Eine Einstellung à la „No risk – no fun“ ist hier wirklich nicht angebracht.
Stadium I ist – wie bereits erwähnt – nicht sonderlich spektakulär. Rötungen im Wangenbereich, manchmal ist auch die Nase betroffen, sind zunächst flüchtig. Insgesamt ist die Haut leicht reizbar, sie reagiert auf die genannten Triggerfaktoren. Beim Übergang zu Stadium II bleiben die Rötungen. Sie können sich sogar über das ganze Gesicht inklusive Kopfhaut ausdehen. Hinzu kommen entzündliche rote Knötchen (Papeln) und Eiterpickel. Nicht selten wird dies als „Altersakne“ fehldiagnostiziert. Charakteristisch für Phase III sind deutlich sichtbare Äderchen (Teleangiektasien), entzündliche Knoten und eine großporige, verdickte Haut, die stark an eine Orangenschale erinnert. Hier arbeitet der Arzt innerlich, etwa mit Antibiotika-Tabletten. Manchmal kann auch eine Laserbehandlung helfen.
„Leider geht Rosazea nicht von allein weg, sondern kann unbehandelt schlimmer werden“, so Prof. Helmut Schöfer, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Frankfurt am Main. Deshalb: Lassen Sie sich unbedingt fachärztlich beraten!
Rosazea-Quick-Test: Sind Sie ein Rosazea-Typ?
Wer mittlerweile den Verdacht hat, Rosazea zu haben, sollte demnächst eine dermatologische Praxis aufsuchen. Der folgende Quick-Test ist lediglich als Entscheidungshilfe zu sehen. Bitte keine Selbstdiagnosen! Wozu haben Dermatologen viele Jahre studiert, wenn internetaffine Medizinlaien glauben, dermatologische Diagnosen selbst zusammengoogeln zu können?
- Ich bin über 35 Jahre alt
- Ich bin ein hellhäutiger Typ (blonde Haare, blaue oder grüne Augen) / Ich bin ein keltischer Typ (auffallend helle Haut, oft viele Sommersprossen, rötlich bis hellblonde Haare, blaue Augen)
- Ich beobachte in meinem Gesicht (Wange, Stirn, Kinn, Nase) zeitweise a) fleckige Rötungen b) Hitze bzw. Blutwallungen c) erweiterte, sichtbare Äderchen
- Ich habe Schwellungen im Gesicht
- Ich leider unter Knötchen und/oder Eiterpickeln
- Ich habe öfter Entzündungen der Augenlidränder, der Hornhaut oder der Bindehaut
Haben Sie alle sechs Fragen mit JA beantwortet? Dann sicherheitshalber dermatologischen Rat einholen!
Tipps und Empfehlungen bei Rosazea
- Achten Sie auf eine Rosazea-freundliche Lebensweise (Entspannung, Anti Stress-Treatments, Yoga, Autogenes Training usw.) und meiden Sie die genannten Triggerfaktoren.
- Seien Sie vorsichtig im Umgang mit der Sonne und verwenden Sie geeignete Sonnenkosmetik (nicht zu fetthaltige Sonnenmilch ohne Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe).
- Achten Sie bei Wind und Kälte auf einen guten Hautschutz (Kälteschutzcreme zum Beispiel).
- Wählen Sie bei der Hautpflege milde Reinigungsprodukte ohne Alkohol, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe.
- Falls vom Arzt keine spezielle Pflege verordnet bzw. empfohlen wurde, sind Produkte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe die richtige Wahl. Es gibt spezielle Couperose-Produkte, die jedoch nicht immer den gewünschten Erfolg bringen und nicht immer das OK von Dermatologen haben. Auf Make-up müssen Rosazea-Patientinnen auch nicht verzichten. Die Produkte sollten vorzugsweise ölfrei und ebenfalls frei von Duft- und Konservierungsstoffen sein.
- Probieren Sie eine Rosazea-Massage oder eine Lymphdrainage aus. Diese Behandlungen haben sich laut der Deutschen Rosazea Hilfe e.V. bei vielen Patienten bewährt. Fragen Sie bei einer Kosmetikerin in Ihrer Nähe nach. Sie können sich auch selbst massieren. Dazu 2 x täglich 5 – 10 Minuten das Gesicht im Stirn-, Kinn- und Wangenbereich mit kreisenden Bewegungen massieren. Dadurch wird u.a. der Lymphabfluss beschleunigt.
- Informieren Sie sich über Rosazea. Die Deutsche Rosazea Hilfe e.V. zum Beispiel hat eine ausgezeichnete praxisorientierte Broschüre aufgelegt: „ROSAZEA erfolgreich behandeln“.