Respektlosigkeiten muss man leider immer wieder erleben. Vor allem ältere Menschen brauchen dann eine helfende Hand, um ihre Rechte einzufordern.
Andere Menschen zu respektieren, sollte eigentlich ein Basiselement der allgemeinen Umgangsformen sein. Nicht selten muss man die Achtung vor der eigenen Person jedoch vermissen. Wer einigermaßen wortgewandt und resolut ist, kann sich diesen fehlenden Respekt leichter einfordern und seinem Gesprächspartner klarmachen, dass hier ein Mensch vor ihm steht, der die gleichen Bedürfnisse und Rechte hat, wie er selbst. Befindet man sich jedoch in einer geschwächten Position, weil man krank, alt oder geschwächt ist, wird die Situation schon komplizierter. Dann ist eine andere Person gefragt, die einem zur Seite steht. Vor allem beim Arzt oder im Krankenhaus kommt es immer wieder vor, dass vor allem älteren Menschen nicht der gebührende Umgangston und Respekt entgegengebracht wird.
Wer krank ist, ist selbst schuld?
Sicher haben viele Patienten schon eine ähnliche Situation erlebt: Man geht zum Arzt, weil man Beschwerden hat und auf Hilfe hofft. Der Arzt untersucht einen mehr oder weniger gründlich, fragt nach den näheren Lebensumständen und beantwortet die Frage des Patienten nach der Ursache der Erkrankung mit ähnlichen Tipps wie “Sie müssen mehr Sport treiben!” oder “Sie müssen unbedingt abnehmen!”. Solche Hinweise sind nicht unbedingt verkehrt, nur helfen sie dem Patienten in einer akuten Notlage? Vielmehr wird mit diesen sogenannten Ratschlägen doch suggeriert, man sei selbst an seiner misslichen Lage schuld. Wenn dann nicht noch differenziert erklärt wird, wie man dem Ziel seiner Gesundung näher kommt, fühlt man sich als Patient schlichtweg abgekanzelt und respektlos behandelt.
Den Arzt beim Wort nehmen und nachfragen
In solchen Situationen hilft nur konsequentes Nachfragen, welche Sportart zum Beispiel der Arzt empfehlen könne, obwohl man sich vor Schmerzen kaum rühren kann. So könnte man zumindest darauf aufmerksam machen, die Beschwerden ernster zu nehmen und dass zunächst eine spezielle Therapie vonnöten ist, bevor allgemeine Maßnahmen wie mehr Bewegung und andere Essgewohnheiten überhaupt möglich sind. Rät der Arzt zu einer bestimmten Diät, um bei diesem Beispiel zu bleiben, sollte man darauf eingehen und sie detailliert mit ihm besprechen, um sicher zu gehen, dass sie auch die akuten Beschwerden lindern kann. Möglicherweise wird er den Patienten dann besser wahrnehmen und sich für eine andere Therapie entscheiden müssen.
Ältere Menschen beim Arzt oder im Krankenhaus
Leider ist nicht jeder Arzt oder jede Krankenschwester in der Lage, mit älteren Menschen umzugehen. Immer wieder trifft man auf unzulängliches Fachpersonal, das es eigentlich besser wissen sollte. Da ältere Patienten zudem oft schwer hören, wird die Situation dann ausgenutzt und im Beisein über den Zustand des Kranken gesprochen. So erlebte eine ältere, geistig durchaus fitte Dame, dass zwei Ärzte an ihrem Krankenbett die Symptomatik diskutierten. Sie bat die Ärzte, doch etwas lauter zu sprechen, weil sie sonst nicht verstünde, um was es ginge. Die Antwort des Oberarztes lautete: “Ich spreche nicht mit Ihnen, ich spreche über Sie!” Ein Kommentar zu dieser Situation ist wohl überflüssig! Die Dame war jedoch körperlich so schwach, dass sie sich verbal nicht mehr wehren und sich auch kein Gehör verschaffen konnte. Sie verstarb wenige Stunden später. Was tun, um solchen Situationen vorzubeugen?
Rechtzeitig einen Helfer für Notsituationen suchen
Irgendwann kommt für viele Menschen ein Zeitpunkt, an dem sie sich selbst nicht mehr helfen können. Dass sie deswegen nicht weniger Respekt verdienen, ist wohl selbstverständlich – offensichtlich nicht für jeden! In regelmäßigen Abständen sollte man sich daher Gedanken machen, welche nahestehende Person die eigenen Interessen so gut kennt und versteht, dass sie einen vertreten kann, im Notfall auch gegen ärztliche Arroganz. Eine Betreuungsvollmacht ist eine Möglichkeit, dies zu regeln, aber auch private Absprachen zwischen Verwandten und Freunden helfen bereits, in derartigen Situationen entschlossene Unterstützung zu bekommen, denn nicht immer kann man schnell und unkompliziert den Arzt oder das Krankenhaus wechseln. Dennoch sollte auch der Helfer nicht davor zurückschrecken, sich beim Arzt oder der Klinikleitung zu beschweren. Nur so lässt sich die notwendige Aufmerksamkeit für einen geschwächten Patienten zurückgewinnen.