Verfahren auf der Basis von Radiofrequenzenergie können die Haut durchaus straffen, sie ersetzen jedoch kein chirurgisches Lifting.
Das Interesse an nicht-invasiven Methoden der Hautstraffung wird immer größer. Entsprechend neugierig machen Schlagzeilen à la „Revolutionäre Faltenglättung ohne Spritze oder Operation“. Neben Laserbehandlungen bieten sich Verfahren an, die mittels Radiofrequenzenergie Straffungsprozesse in der Haut bewirken sollen.
Schrumpf Dich schön mit Radiofrequenzstrom
Hinter Namen wie Thermage, Thermalift(ing), Thermacool oder Radiage steht die sogenannte Radiofrequenz-Technologie (RF). Dafür wird Radiofrequenzstrom benötigt, den ein Generator erzeugt und in eine Elektrode, sprich ein Handstück, leitet. Der behandelnde Arzt bewegt das Handstück samt Spezialschallkopf an der Spitze über das zu behandelnde Hautareal. Dieses wurde vorher mit einer gitterartigen Markierung gekennzeichnet, damit die Energiespots – im Schnitt 1200 pro Behandlung – gleichmäßig verteilt werden. Der Schallkopf sendet während der Behandlung, die bis zu 60 Minuten dauern kann (ist abhängig von Größe, Lage und Hautzustand der zu behandelnden Fläche), regelmäßig Energieimpulse aus, die 70 Grad warm werden. Ein im Handstück integriertes Kühlsystem sorgt allerdings dafür, dass auch schmerzempfindliche Patienten die Behandlung gut überstehen. Bei Bedarf kommt zudem ein modernes Schmerzmanagement zum Einsatz.
Durch die Erhitzung der tieferen Hautschichten ziehen sich laut Herstellerangaben die kollagenen Fasern zusammen (Shrinking), wodurch es zu einer Straffung der behandelten Partien kommt. 30 Prozent des Effektes stellen sich schon am nächsten Tag ein. Im Laufe der nächsten ca. sechs Monate bildet sich dann sukzessive neues Kollagen. Die erzielten Behandlungsergebnisse können diversen Quellen zufolge bis zu 24 Monate halten. Dies hängt vom individuellen Alterungsprozess des Patienten ab.
Hautstraffung nicht in jedem Fall
Mit der RF-Technologie lassen sich rein theoretisch die meisten Körperpartien behandeln, einschließlich Gesicht, Augenlider, Wangen, Lippen, Bauch, Arme, Hände, Oberschenkel und Gesäß. Auch bei Cellulite kann die RF-Technologie Verbesserungen des Hautbildes erzielen. Allerdings kommt die Methode nicht für jeden Patienten infrage. Wer zu dick oder zu dünn ist, muss mit einem Nein des Behandlers rechnen. Bei Patienten mit ausgeprägten Falten dürfte die Methode an ihre Grenzen stoßen. Gleiches gilt für Patienten über 65. Deshalb sollte beim Beratungsgespräch offen darüber gesprochen werden, ob nicht andere Behandlungsoptionen oder die Kombination mit anderen Verfahren (Botulinumtoxin A oder Derma-Filler) eher zum gewünschten Behandlungsergebnis führen.
Pro und Contra RF-Technologie
Im Prinzip ist die RF-Technologie für jeden Hauttyp geeignet. Die Behandlung ist unblutig, die Schmerzen sind erträglich und es gibt keine Ausfallzeiten. Das heißt, die Patienten können gleich nach der Behandlung wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen. Nebenwirkungen sind kaum zu befürchten. Ein Beispiel: Beim Thermage-Verfahren kam es lediglich bei einem Prozent der bislang behandelten 500.000 Personen weltweit zu mehrstündigen Rötungen, Schwellungen oder gar Bläschenbildungen. Ein weiterer Pluspunkt: In den meisten Fällen ist eine Behandlung ausreichend. Was vielen Patienten ebenfalls gefallen dürfte, ist die nachhaltige und diskrete Hautverjüngung, da die Behandlung ihre optimale Wirkung erst nach einem halben Jahr zeigt.
Als Nachteil sind die vergleichsweise hohen Kosten des Treatments zu sehen. Eine Behandlung der Augenpartie kann 1.500 Euro kosten, eine Gesichtsbehandlung ca. 2.800 Euro. Dies liegt daran, dass die importierte Technologie schon von Haus aus teuer ist. Ein weiterer Minuspunkt: Die RF-Technologie ist nicht für jeden Patienten geeignet. Ein Umstand, der für negative PR sorgen kann.
Zwischen Werbeversprechen und Realität
Wer den Beitrag bis jetzt gelesen hat, wird nun vielleicht sagen: Tolle Sache! Doch ein Blick in diverse Beauty-Foren im World Wide Web weckt berechtigte Zweifel an der RF-Technologie. Auch die Autorin dieses Beitrags, die sich vorab diverse Fachvorträge zum Thema angehört und eigens den Heidelberger Thermage-Experten Dr. med. Joachim Beck besucht hatte, kam ins Grübeln. An den Ausführungen eines erfahrenen Facharztes mit Zusatzausbildung, der seit dem Jahr 2005 über 3.500 Thermage-Behandlungen durchgeführt hat, ist eigentlich nicht zu rütteln. Und doch haben einige Online-Statements von Patienten, die ihrer Enttäuschung über Behandlungen mit der RF-Technologie online Luft gemacht hatten, genau das geschafft. Mit dem Wissen wächst der Zweifel. Und das ist gut so, denn nur dann werden Aussagen kritisch hinterfragt. Wie kann es zu einem Behandlungs-Flop kommen? Haben zu euphorische Aussagen à la „Lifting ohne Skalpell und ohne Spritze mit einer bahnbrechenden Methode!“ für eine zu hohe Erwartungshaltung bei den Patienten gesorgt? Waren sie unter Umständen überhaupt nicht für die Methode geeignet? Oder haben sie schlichtweg an die falsche Tür geklopft?
Fakt ist, dass auch viele Fachärzte skeptisch in Bezug auf die RF-Technologie sind. Erstaunlicherweise äußern sich auch Damen und Herren, die die Methode gar nicht selbst anbieten. Dennoch ist es wichtig, kritisch nachzuhaken. Kann man bei der RF-Technologie wirklich von einem Lifting sprechen, oder hat die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) Recht, die beim Thermage-Verfahren von einer schonenden Hauterfrischung spricht? Der Tenor des DGÄPC-Statements ist klar: Radiofrequenzenergie kann die Haut signifikant straffen, sie ersetzt jedoch kein chirurgisches Lifting.
Erst selbst informieren, dann Arzt konsultieren
Via Internet kann sich jeder Interessierte einfach und bequem über die einzelnen Verfahren informieren. Der kluge Patient wird etwaige übermotivierte Werbeaussagen ausblenden und so viele Informationen abrufen, damit er gut vorbereitet in das Beratungsgespräch mit dem Arzt/der Ärztin seiner Wahl gehen kann. Wichtig: Nur an zertifizierte Ärzte wenden, die bereits viele Behandlungen durchgeführt haben. Der Behandlungserfolg steht und fällt mit der Kompetenz des Behandlers. Zudem sinkt das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen. Das gilt auch für nicht-invasive Methoden der Hautverschönerung. Hier wird zwar nicht mit dem Skalpell gearbeitet, dennoch greift der Behandler in die Hautstruktur ein. Deshalb ist Professionalität auf höchstem Niveau unerlässlich – Ihrer Haut zuliebe!