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Leben mit Rosazea – Wie wird rosacea behandelt?

Die „Altersakne“, die eigentlich keine Sonderform der Akne ist. Die Rosazea ist nach wie vor eine mysteriöse Erkrankung. Obwohl nicht heilbar, gibt es Therapien, die Besserung versprechen.

Wenn junge Leute Pickel, unreine Haut und Hautrötungen haben, dann ist das für die Betroffenen sicher ärgerlich, jedoch mehr oder weniger normal. Im fortgeschrittenen Alter belastet dieser Hautzustand allerdings besonders. Und der unschöne Name „Altersakne“ wirkt auch nicht gerade stimmungsaufhellend. Dabei ist die Rosazea, die fälschlicherweise „Acne rosacea“ genannt wird, gar keine Sonderform der Teenager-Akne (Acne vulgaris). Als Akne bezeichnet man eine in der Jugend auftretende Hauterkrankung, die durch Entzündungen der Talgdrüsen entsteht. Das typische Akne-Hautbild ist eine fettige Haut mit Pickeln, Pusteln und Mitessern. Die Rosazea hingegen ist eine chronische, entzündliche Erkrankung, die meistens in der Lebensmitte in Erscheinung tritt. Bundesweit soll es bis zu sieben Millionen Betroffene geben.

Die Rosazea – nach wie vor ein Phänomen

Was die Ursachen dieser Dermatose betrifft, so sind diese nach wie vor nicht ganz geklärt. An Theorien mangelt es nicht: Neben einer genetischen Veranlagung, die allerdings noch nicht bewiesen ist, stehen Handicaps bei der Blutgefäßversorgung, Magen- oder Leberprobleme, die UV-B-Strahlen des Sonnenlichts, Stress und weitere Faktoren im Fokus der Wissenschaft. Die Erkrankung gilt als nicht heilbar, jedoch gibt es gute Therapiemöglichkeiten, die Linderung versprechen und verhindern, dass sich das Krankheitsbild verschlechtert. Allerdings brauchen die Betroffenen einen langen Atem. Etwas Gelassenheit und Ruhe können ebenfalls nicht schaden, da Stress als ein Trigger-Faktor gehandelt wird.

Das Rosazea-Hautbild präsentiert sich in unterschiedlichen Erscheinungsformen und Schweregraden (von I bis III). Deshalb ist es schwer, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. So können allergische Reaktionen eine Rosazea vortäuschen. Noch schwieriger wird es, wenn Mischformen, sprich Akne im frühen Erwachsenenalter plus Rosazea, ins Spiel kommen. Nur ein erfahrener Dermatologe ist in der Lage, die richtige Diagnose zu treffen und adäquate Therapien einzuleiten.

Die Rosazea beginnt in der Regel mit leichten, vorübergehenden Rötungen im Wangenbereich. Mit den Jahren bleiben die Rötungen, die Mediziner nun „Rosazea erythematosa“ nennen. Im nächsten Stadium kommt es zum Bild einer „schweren Akne“ mit entzündlichen Papeln (Hautknötchen) und Pusteln im ganzen Gesicht. Im Gegensatz zur Akne treten jedoch keine Mitesser auf. Im dritten Stadium können knotenartige Verdickungen der Talgdrüsen hinzukommen. Die Haut ähnelt einer Orange, ist großporig und entzündlich, was für die Betroffenen sicher sehr belastend ist. Dieses Worst-Case-Szenario zeigt, wie wichtig es ist, sich frühzeitig in Behandlung zu begeben.

Behandlungsmaßnahmen beim Dermatologen

Wer Rosazea so früh wie möglich mit System behandeln will, ist bei einem Dermatologen bestens aufgehoben. Nachdem er die Haut begutachtet hat, erstellt er einen individuellen Behandlungsplan und gibt Ratschläge für die Heimpflege. Spezielle Salben sowie Medikamente zur innerlichen Anwendung gehören zum Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten. In schwereren Fällen wird zudem mit Antibiotika oder Vitamin-A-Säure gearbeitet.

Apparative Therapien

Seit einigen Jahren gewinnen Behandlungen der Rosazea mit Laser und IPL an Bedeutung. Der Name IPL steht übrigens für «Intense Pulsed Light», zu Deutsch «intensiv gepulstes Licht». Das mehr oder weniger konkurrierende System wird oft der Einfachheit halber ebenfalls Laser genannt, ist jedoch eine komplett andere Technik. Bei der IPL-Technologie handelt es sich um ein nicht-ablatives Verfahren mit hochenergetischen Blitzlampen, wobei ein ganzes Lichtspektrum zum Einsatz kommt. Durch die Auswahl spezieller Wellenlängen wird eine Adaption des Emissionsspektrums der Lichtquelle an verschiedene Einsatzgebiete ermöglicht. Leider wird die Lasertherapie bei Rosazea bislang noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Privatpatienten und privat Zusatzversicherte haben hier die besseren Karten.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Eine spezielle Lymphdrainage ist eine weitere Option bei Rosazea. Diese spezielle Massageform können die Patienten bei einer entsprechend geschulten Kosmetikerin durchführen lassen oder unter Anleitung selbst erlernen.

In manchen Veröffentlichungen werden Zink, Omega-3-Fettsäuren, Nachtkerzenöl oder eine verstärkte Zufuhr von Vitamin A als orale Therapie bei Rosazea empfohlen. Allerdings ist von Selbstversuchen abzuraten. Lieber den Dermatologen konsultieren. Er kann Empfehlungen geben und eventuell spezielle Kombinationspräparate verordnen.

In manchen Fällen zeigt die Sonne bzw. die Sonne aus der Steckdose (= Solarium) eine gute Wirkung. Der behandelnde Arzt kann im Einzelfall beurteilen, ob diese Option Aussicht auf Erfolg hat oder nicht.

Die Hautpflege ist besonders wichtig

Rosazea-Haut mag es nicht, immer wieder mit neuen Pflegeexperimenten traktiert oder durch zu starkes Rubbeln gequält zu werden. Alles, was die Durchblutung zu stark ankurbelt, sollte vermieden werden, zum Beispiel Gesichtsmasken, Peelings, Anti Aging-Produkte usw., aber auch Saunabesuche, Dampfbäder, Wechselduschen und dergleichen. Für männliche Rosazea-Patienten, man denke an Bill Clinton, gilt: elektrische Rasierer sind besser als Rasierklingen. Ein Pflegegrundsatz könnte lauten: Weniger ist mehr. Wer Rosazea hat, ist gut beraten, sanft zu seiner Haut zu sein und niemals selbst Hand an sich zu legen. Selbst bei einer Acne vulgaris führt die Eigenbehandlung oft zu erweiterten Äderchen oder unschönen Narben. Ambitioniertes Herumquetschen oder Herumdrücken nach der Do-it-yourself-Methode ist tabu, das gilt für die Altersakne wie auch für die Akne der Teenager.

Es gibt spezielle Kosmetikprodukte für Menschen, die zu Rötungen bzw. Rosazea neigen. Diese wirken Haut beruhigend, manchmal auch kühlend und sie sind leicht (W/O-Emulsion), damit es nicht zu einem unerwünschten Hitzestau kommt. In der kalten Jahreszeit wird Rosazea-Patienten empfohlen, draußen schützende Kältecremes aufzutragen, die allerdings in der Wohnung wieder entfernt werden.

Viele Kosmetikinstitute bieten spezielle Couperose-Behandlungen (Couperose = erweiterte Äderchen und Rötungen im Wangenbereich, kann auf eine Rosazea hinweisen) mit Inhaltsstoffen an, die die Gefäße stärken sollen. Eine erfahrene Kosmetikerin hat durchaus das Instrumentarium, um die Erkrankung im Anfangsstadium zu halten. Tritt jedoch keine Besserung ein oder verschlechtert sich gar der Hautzustand, führt kein Weg an einem Arztbesuch vorbei.

Rosazea optisch kaschiert

Wie jede Hauterkrankung nagt auch das Rosazea-typische Hautbild an der Psyche. Da ist es logisch, an dekorative Kosmetik zu denken, lassen sich doch mit leichten Liquid Foundations, Puder oder Stick-Concealern Hautrötungen gut kaschieren. Es gibt überdies Spezialprodukte, zum Beispiel grüne Korrektur-Cremes, die Rötungen regelrecht neutralisieren. Parfümerien, Kosmetikstudios oder Spezialgeschäfte mit Visagisten-Make-up sind gute Anlaufstellen für Fragen zu Make-up-Produkten und deren optimale Anwendung. Bei der Wahl geeigneter Make-up-Produkte sollten Rosazea-Patienten hypoallergener und parfümfreier Kosmetika der Vorzug geben, um die Haut nicht unnötig zu irritieren. Es lohnt sich auch, beim Dermatologen nachzufragen. Vielleicht hat er mit bestimmten Produkten bzw. Marken gute Erfahrungen hat, die er weiterempfehlen kann.

Akne, Rosazea und Lifestyle

In diesem Punkt scheint sich die Wissenschaft nicht einig zu sein. Zu Großmutters Zeiten hieß es noch, dass Schokolade oder scharfe Speisen Akne verursachen können. Mittlerweile wurde die Schokolade rehabilitiert. Dennoch wird immer noch geraten, bei Akne vorsichtig mit süßen, würzigen oder fettigen Speisen zu sein. Der Griff zu Obst und Gemüse im Rahmen einer vollwertigen Ernährung ist auf jeden Fall richtig. Ähnlich verhält es sich mit Rosazea. Da scharfe Gewürze im Verdacht stehen, Rosazea zu fördern, sollten diese so weit wie möglich gemieden werden. Gleiches gilt für heiße Getränke und Alkohol, die ebenfalls die Gefäße erweitern. Ernährung hat ohne Zweifel einen Einfluss auf die Schönheit und Gesundheit der Haut. Zwar gibt es keine spezielle Rosazea-Diät, doch sollten Betroffene ebenfalls Wert auf eine gesunde Ernährung legen. Es mehrt sich insgesamt die Erkenntnis, dass eine vernünftige Lebensweise die Therapie bei Rosazea sinnvoll unterstützen kann.