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Jeder Mensch liebt auf seine eigene Weise

Die Klassifikation der Liebesstile nach John Allen Lee. Die Bedeutung von Liebe ist vielschichtig, so dass unterschiedliche Menschen damit verschiedene Inhalte verbinden. Vor allem auf Grund ihrer persönlichen Erfahrungen.

Da es nicht den einen richtigen Liebesstil gibt, von dessen Verwirklichung das Glück in der Beziehung entscheidend abhängt, gilt es nach Ansätzen zu suchen, die der Vielfalt der Liebenserfahrungen gerecht werden. Dazu zählt etwa das Klassifikationssystem der Liebensstile von John Alan Lee. Er entwickelte dieses System in Abgrenzung zu einer ahistorischen und ethnozentrischen Theorie der Liebe. Der Ansatz von Lee begreift die unterschiedlichen Arten zu lieben als persönliche Vorlieben, so wie man auch eine Lieblingsfarbe hat. Es geht Lee also darum herauszufinden wie jemand liebt.

Die romantische Liebe

Sie beruht auf der erotischen Anziehung, der emotional-physiologischen Intensität des Erlebens und betrifft die unmittelbare Anziehung durch die geliebte Person sowie das sexuelle Interesse. Die romantische Liebe beginnt immer mit starker physischer Anziehung. Die Attraktivität beruht jedoch nicht allein auf sexueller Anziehung, sondern auch auf bestimmten begehrenswerten Persönlichkeitsmerkmalen. Sexualität spielt für den romantisch Liebenden von Anfang an eine wichtige Rolle, denn erst in der sexuellen Begegnung mit dem Partner zeigt sich für ihn, ob die anfängliche Attraktion für eine Liebesbeziehung ausreicht. Romantische Beziehungen basieren auf Intimität und dem Wunsch, alles miteinander zu teilen.

Die besitzergreifende Liebe

Sie ist vor allem durch Eifersucht gekennzeichnet. Emotionale Höhen und Tiefen wechseln einander ab, je nachdem, ob man sich des Partners momentan sicher ist oder sich verunsichert fühlt. Die Gedanken an eine mögliche Untreue des Partners werden als quälend und drängend erlebt. Die Leidenschaft ist ich-bezogen und der Besitzanspruch mit intensiven Gefühlen verbunden. Die emotionale Beziehung zum anderen beherrscht alle so stark, dass sie ihren alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Bei den alten Griechen galt diese Liebe als von den Göttern gesandter Wahnsinn. Die Symptome bestehen in Schlaflosigkeit, Appetitverlust und Herzschmerz. Da kaum jemand den unersättlichen Hunger nach Liebe und Zuwendung befriedigen kann, enden solche Beziehungen selten glücklich.

Die freundschaftliche Liebe

Kameradschaftliche Liebe erwächst häufig aus einer engen Freundschaft auf der Basis ähnlicher Einstellungen und Interessen. Die Partner kennen sich meist schon gut, wenn ihre Liebesbeziehung beginnt. Die Gefühle sind weniger intensiv. Diese freundschaftliche Form der Liebe entwickelt sich allmählich mit zunehmender Vertrautheit aus einer freundschaftlichen Beziehung. Typisch für freundschaftlich Liebende ist, dass sie sich nicht so genau erinnern, wann die Liebe eigentlich begonnen hat, sie ist einfach langsam aus der Sympathie gewachsen. Deshalb sind bei diesem Liebesstil ähnliche Interessen und gemeinsame Unternehmungen wichtig, auf denen die Beziehung basiert. Irgendwann, meist relativ spät, kann die Sexualität ins Spiel, gewinnt aber nie an zentraler Bedeutung.

Die spielerische Liebe

Sie ist ist dadurch gekennzeichnet, dass sexuelle Freiheit und Ungebundenheit ausgelebt werden. Die Eroberung eines neuen Partners löst das Gefühl aus, sexuell attraktiv zu sein. Es geht an erster Stelle um eine Liebesaffäre und weniger um eine langfristige Bindung und darum die Liebe von der angenehmen und leichten Seite zu nehmen sowie sich die leidvollen, schwierigen Aspekte zu ersparen. Dieser Liebende sieht keinen Sinn darin, sich auf nur einen Partner zu beschränken und sich für die Zukunft festzulegen. Allzu tiefe Gefühle und heftige Emotionen sind ihm unangenehm, er ist nicht eifersüchtig und überhaupt ist ihm die Liebe nicht das wichtigste auf der Welt. Wird eine Liebesbeziehung zu anstrengend, z.B. weil der Partner Forderungen stellt, zieht sich der Liebende zurück.

Die pragmatische Liebe

Dieser Liebesstil folgt der Philosophie der Vernunftehe bzw. der arrangierten Ehe. Es ist der Liebesstil, bei dem möglichst nichts dem Zufall überlassen wird. Der pragmatisch Liebende ist der Überzeugung, dass die Liebe sich am besten entwickeln kann, wenn der äußere Rahmen stimmt. Deshalb achtet er bei potentiellen Partnern auf die Dinge, die ihm bezüglich dieses Rahmens wichtig erscheinen, geht gewissermaßen eine innere Checkliste durch. Dazu kann das Einkommen, die Karriereaussichten, der soziale Status, die Religionszugehörigkeit, die Passung beider Familien, die genetische Ausstattung bezüglich späterer Kinder usw. zählen, über die der Partner verfügen sollte. Ein pragmatisch Liebender verlässt sich lieber auf seinen Verstand als auf seine Gefühle.

Die altruistische Liebe

bei diesem Liebestil ist das eigene Tun betont auf das Wohl des anderen ausgerichtet. Geben bedeutet für diese Menschen Freude und Bereicherung, nicht Opfer. Wenn beide Partner nach dieser Einstellung leben, ist die Beziehung durch liebevolle Fürsorge und gute Kommunikation gekennzeichnet. Hierunter versteht man das christliche Ideal der Nächstenliebe, in der das Glück des Liebenden darin besteht, den Partner glücklich zu machen. Eigene Bedürfnisse bleiben dabei im Hintergrund. Derart selbstlos Liebende sind daher altruistisch, erwarten keine Reziprozität. Die Liebe entspringt aus einem tiefen Mitgefühl für den Partner und dem Bedürfnis oder auch der inneren Verpflichtung, ganz für ihn dazu sein, auch wenn es mit persönlichen Opfern verbunden ist.

Nachtrag

Menschen drücken ihrem Partner gegenüber ihre Liebe verschiedenartig aus. Sowohl Leidenschaft als auch Freundschaft sind wichtige Aspekte für die Verwirklichung einer zufriedenen, glücklichen und stabilen Partnerschaft. Eine Zwillingsstudie belegt, dass der Liebesstil nicht angeboren, sondern auf Umgebungsfaktoren zurückzuführen ist. So wurden 345 eineiige und 100 zweieiige Zwillingspaare anhand der Love Attitudes Scale bezüglich ihres Liebesstiles befragt. Die Analyse ergab, dass genetische Faktoren, außer bei der besitzergreifenden Liebe, keine bedeutsame Rolle für die Entwicklung des bevorzugten Liebesstils spielen. Obwohl es häufig so ist, dass ein Individuum einen bestimmten Liebesstil bevorzugt, kann sich dies sowohl über die Lebenszeit, als auch von einer zur anderen Beziehung verändern. Der Liebesstil kann sich aber auch innerhalb einer Beziehung von einer Beziehungsphase zur nächsten verändern. Dochleider kann kein Liebesstil oder Beziehungserfahrung die Menschen eine unglückliche Liebe leichter verarbeiten.