Staphylokokken & Stäbchen mögen feuchte Nasenhöhlen und Achselhöhlen. Residente Keime residieren ständig auf unserer Haut, Anflugkeime fliegen als transiente Keime auf uns, Staphylokokken machen es sich in der feuchten Nasenhöhle gemütlich.
Für die Zehenfetischisten unter den liebestollen Liebhabern klingt es wie ein Traum, besonders gerne besiedelt die Bakterien-Gattung Acinetobacter den Zehenzwischenraum; ein liebestolles Küsschen in die Achselhöhle klingt noch besser, gerade gram-negative Stäbchen mögen es etwas wärmer und nässer: So wie bei uns Zehenfetischisten die Geschmäcker verschieden sind, so sind die Besiedelungvorlieben der unterschiedlichen Bakterien-Familien verschieden, die unsere geliebte nackte Haut besiedeln. Die römische Blumengöttin Flora verlieh den Begriffen Hautflora und Mikroflora der Haut den Namen – auf unserer Haut erblühen und residieren die Bakterien und Pilze der residenten Normalflora sowie die Hautkeime der transienten und zeitweilig residenten Hautflora.
Residente Bakterien & Pilze stecken in der äußerten Hornschicht, in Haarfollikeln und Talgdrüsen
Die höheren Lebensformen und die höchsten Liebesformen waren noch nie keim- und keimbahnfrei, auch die äußersten Hautschichten unseres Körpers werden durch kräftiges Schrubben und häufiges Waschen nicht absolut keimfrei: Die menschliche Haut ist von einer Normalflora aus Bakterien und Pilzen besiedelt, direkt auf der Haut leben über 80 Prozent unserer Hautgenossen in den äußerten sechs Corneozyten-Schichten der Hornhaut, sie gehen aber auch eine Etage tiefer in die Haarfollikel und kommen in den Gängen der Talgdrüsen in die Wachstumsgänge. Hier bieten sich für unsere symbiontischen Bakterien und Pilze besonders konstante Umweltbedingungen und ein gedeckter Nährstoff-Tisch. Etwa ein Viertel der Hautflora lebt in Haarfollikeln – innerhalb von ein bis drei Tagen besiedeln sie von hier aus die Haut wieder, auch nach einer intensiven mechanischen und chemischen Groß-Desinfektion. So kann uns unsere symbiontische Normalflora auch vor aggressiveren Hautmikroben schützen, so machen die Hautgenossen unsere Hautoberfläche gegen pathogene Keime unempfindlicher – zum Beispiel mit Bakterien-Chemiekeulen namens Bacteriocinen.
Residente Bakterien & Pilze sind als Hautgenossen unsere Tischgenossen oder Kommensalen
Commensalis bedeutet auf lateinisch Tischgenosse, die symbiontische Lebensform unserer Hautgenossen mit uns bezeichnet man als Kommensalismus. Unsere residenten Hautgenossen bestehen aus Bakteriengenossen wie dem kokkenförmigen Staphylokokken Staphylococcus epidermis oder den stäbchenförmigen Korynebakterien, unsere Pilzgenossen zum Beispiel aus dem Hefepilz Malassezia furfur. Die Genossendichte ist je nach den Wachstumsbedingungen nicht überall gleich dicht und kann sich zwischen mäßigen einhundert bis auf erstaunliche eine Million Hautgenossen pro Quadratzentimeter verdichten. Wärme und Feuchtigkeit sind für Bakterien und Pilze ein Wachstumsgedicht, deshalb wachsen sie in der Achselhöhle und im Leistenbereich besonders dicht.
Kommt ein Anflugkeim geflogen – die transiente und temporär transiente Hautflora
So wie Zehenfetischisten auf Zehen und unsichtbare bakterielle Zehenzwischenraum-Besiedler fliegen, so fliegen unsichtbare Anflugkeime ständig auf unsere Haut, die aber schon von unseren symbiontischen Hautbesetzern besetzt ist. Mit anti-mikrobiellen Bakteriocinen und anderen anti-bakteriellen Bakterientricks macht die residente Hautflora pathogenen Anflugkeimen das Mikroben-Leben schwer: Viele Bakterien und Pilze sind deshalb nur zufälligerweise für kurze Zeit anwesend, hier spricht man von einer transienten und zeitweilig transienten Hautflora. Nicht nur die transiente Hautflora ist von Mensch zu Mensch verschieden, auch die residente Hautflora unterscheidet sich interindividuell, selbst auf unseren unterschiedlichen Körperregionen hat man eine unterschiedlich zusammengesetzte Hautflora festgestellt.
Der bakterielle Erreger Staphylococcus aureus gehört zur transienten Hautflora
Wie unter Menschen gibt es auch unter Bakterien und Pilzen nicht nur Zehenfetischisten, sondern auch Nasenhöhlenfetischisten wie Staphylococcus aureus. Der mit Staphylococcus epidermis verwandte Keim gehört zur transienten Keimflora und ist einer der häufigsten bakteriellen Erreger von Entzündungen. Bei hautgesunden Menschen verursacht der krankheitserregende Keim oft keinerlei Hautprobleme, obwohl er bei 50 bis 70 Prozent aller gesunder Menschen vorübergehend in der Nasenschleimhaut vorkommt. Leiden Menschen jedoch unter Neurodermitis, verändert sich die Hautflora an den erkrankten Hautstellen komplett – während Staphylococcus aureus nur bei etwa 5 bis 20 Prozent aller gesunder Menschen auf der Haut nachgewiesen wird, sind bei Neurodermitis über 80 Prozent der lädierten Hautstellen mit dem Staphylokokken besiedelt. Wie die trockene Haut ist die Hautentzündung mit Staphylococcus aureus ein Nebenkriterium der Neurodermitis-Diagnostik.