Fibromyalgie – auch der Partner braucht Hilfen. Die an Fibromyalgie erkrankten Menschen leiden außer unter Schmerzen und depressiven Phasen. Die Partner leiden mit. Wie sollten sie miteinander umgehen?
Das chronische Schmerzsyndrom ist eine Erkrankung, die nicht im einfachen Sinne nur Schmerzen verursacht, sondern auch mit Stimmungsschwankungen, depressiven Phasen oder gar Depressionen einhergeht. Zusätzlich verursacht die Krankheit häufig Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Die Betroffenen leiden oft so zu sagen still vor sich hin, weil sie auf wenig Verständnis stoßen. Im Beruf, so sie denn noch berufstätig sein können, versuchen Fibromyalgiker möglichst nicht aufzufallen, was im Verlauf der Erkrankung immer schwerer fällt. Sie lernen zu schauspielern. Das Gleiche spielt sich oft im Bekanntenkreis ab. Innerhalb der Partnerschaft funktioniert dieses Verhalten allerdings nur bedingt. Der Partner und damit die Partnerschaft beginnen ebenfalls zu leiden.
Die Empfindungen von an Fibromyalgie erkrankten Menschen und ihren Partnern
Vielen Erkrankten ist die lange Diagnosesuche bekannt. Sie ist zermürbend und demotivierend. Sie selbst beginnen an ihrem Verstand zu zweifeln, wenn sie immer wieder zu hören bekommen, dass keine Erkrankung festgestellt werden kann. Zu Beginn dieser Phase können sich die Erkrankten ihrem Partner anvertrauen und auch Trauer oder Wut rauslassen. Doch sobald beim Betroffenen die Phase der Resignation beginnt, beginnt für den Partner ebenfalls eine neue Phase. Kann es wirklich sein, dass es eine Erkrankung gibt, die nicht feststellbar ist? Kann es sein, dass ein Mensch starke Schmerzen empfindet, für die keine Erklärung zu finden ist? Die Seelen beider Menschen werden im Übermaß belastet. Nicht nur der Erkrankte benötigt seelische Unterstützung, sondern auch der Partner.
Wie kann ein Partner helfen?
In einer gut funktionierenden Beziehung wird der Partner den Betroffenen jederzeit ernst nehmen. Das bedeutet, an guten, schmerzarmen Tagen mit dem Partner zu lachen, sich mit ihm zu freuen und in seiner Aktivität zu stützen. Für Tage mit Schmerzen und Resignation sind Zeichen der Wertschätzung, der Achtung und der Liebe die Stützen für die Seele. Es gibt für die Betroffenen nichts Schlimmeres, als sich mit ihrer Krankheit nicht ebenso angenommen zu fühlen, wie an guten Tagen. Natürlich kann der Partner versuchen, den Betroffenen aufzumuntern. Wenn er jedoch spürt, dass Aufmunterung oder gar ein Ignorieren der Situation nicht gut ankommt, ist einfach eine Schulter zum Anlehnen gefragt. Es sollte ruhig gefragt werden „Was möchtest Du?“ oder „Was brauchst Du jetzt?“ Vielleicht möchte der erkrankte Partner einfach nur weinen. Oder er möchte sich nur gehalten fühlen. Was er in jedem Fall möchte, ist ernst genommen werden.
Der depressive Anteil der Fibromyalgie
Für den Partner sind die depressiven Phasen besonders schwer zu verstehen. Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt, das sind Verhaltensweisen, die häufig vorkommen. Für den Betroffenen ist eine Psychotherapie schon eine große Hilfe. Doch der Partner benötigt ebenfalls Hilfe. Ob er sich Gesprächspartner sucht, selbst an einer Therapie teilnimmt oder sich beide Partner eine Selbsthilfegruppe suchen, in der zumindest von Zeit zu Zeit auch Angehörige willkommen sind, ist situationsabhängig. Es ist wichtig, dass ein Paar im Gespräch bleibt. Fibromyalgie ist keine Krankheit, die nur den Patienten selbst betrifft. Den Schmerz, das oft stille Leiden und die Depressionen mit zu erleben, ist für die Angehörigen sehr belastend.
Die guten Tage gemeinsam erleben
Die guten, also schmerzarmen Tage lassen sich nicht planen. Ein Tag, der mit den üblichen Schmerzen beginnt, kann sich trotzdem zu einem schmerzarmen Tag entwickeln. Solche Tage sollte der Betroffene einerseits für sich und seine Hobbys oder sonstige Aktivitäten nutzen, andererseits sollten Paare diese Zeit bewusst gemeinsam genießen. Positives Erleben ist für den nicht betroffenen Partner besonders bedeutsam. Er erlebt, dass der erkrankte Partner nicht völlig entgleitet. Viele schmerzbelastete Tage lassen oft im Partner das Gefühl entstehen, so zu sagen Außen vor zu stehen. Er kann kaum helfen, nichts machen und scheinbar auch nicht das Richtige sagen. Umso wichtiger ist es für das Paar- oder Familienleben, immer wieder Zeiten der Gemeinsamkeit zu nutzen. Das schließt gemeinsame soziale Kontakte wie auch das gemeinschaftliche Erledigen notwendiger Arbeiten oder Besorgungen ein.
Rücksicht auf den gesunden Partner nehmen
Das allgemeine soziale Verständnis zielt darauf ab, auf kranke Menschen Rücksicht zu nehmen. Es werden durch Ärzte und Therapeuten, auch durch Bekannte, Verwandte und Freunde Hilfen angeboten. Der gesunde Partner findet dabei wenig Berücksichtigung. Von ihm wird Unterstützung und Einfühlungsvermögen erwartet. Bei chronischen Erkrankungen wie der Fibromyalgie benötigt der nicht erkrankte Mensch jedoch ebenfalls viel Unterstützung und Einfühlungsvermögen. Und das nicht nur von seiner Umgebung, sondern auch durch den kranken Partner. Nur der Fibromyalgiker selbst weiß, wie es ihm gerade geht und das ist von Tag zu Tag verschieden. Der Partner kann nicht hellsehen. Er hat auch noch ein Leben außerhalb dieser Partnerschaft, beispielsweise durch seinen Beruf. Der Betroffene sollte im Sinne einer glücklich zu erhaltenen Partnerschaft auf den anderen zugehen. Er sollte sagen und zeigen, dass die Liebe unter der Krankheit nicht leiden soll und dem Partner Verständnis dafür signalisieren, dass dieser nicht immer alles im Griff hat.