Mögliche Therapieansätze für die Behandlung von AD(H)S. Die sogenannte „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ (AHDS) betrifft in Deutschland etwa 400.000 Kinder. Doch was versteht man unter dem Begriff Hyperaktivität?
Heutzutage gibt es viele Kinder, die ständig in Bewegung sind, immer auf der Suche nach Neuem, Spannendem und Außergewöhnlichem. Zunächst nennt man das Kind lebhaft, doch später kommen Anpassungs-, Konzentrations- und daraus resultierende Schulschwierigkeiten hinzu. Viele Eltern sind ratlos, machen sich Vorwürfe, schlechte Erzieher zu sein.
Ursachen und Symptome von ADHS
Eine der Ursachen für die Hyperaktivität kann in der Umwelt des Kindes liegen. Hyperaktivität ist eine Folge mangelnder Konzentrationsfähigkeit. Das Wort Konzentration bedeutete im Lateinischen ursprünglich: sich mit einer Sache zu beschäftigen, die im Zentrum steht beziehungsweise seine Aufmerksamkeit auf einen zentralen Punkt zu richten. Nun ist diese Fähigkeit vielen Kindern im Laufe der Zeit und mit der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft verloren gegangen. Gründe hierfür werden unter anderem in der Überfütterung der Kinder mit aufregenden Eindrücken gesehen, wie zum Beispiel Fernsehen, Computerspiele, aggressive Sportarten und ähnliches. Die Kinder sind dadurch nicht mehr in der Lage, ihre Welt in aller Ruhe zu entdecken.
Ursachen und Risikofaktoren der Aufmerksamkeits-Störung
Aus schulmedizinischer Sicht zählen Faktoren wie Vererbung, Störungen der Hirnfunktion, Unterstimulation und minimale Hirnschäden durch Sauerstoffmangel und Alkohol zu den Ursachen der Hyperaktivität. In anderen Erklärungsansätzen wird beispielsweise von einer Überproduktion neuronaler Drüsen durch Stress und Infekte sowie anderen Umwelteinflüssen ausgegangen, aber auch von einer möglichen Unterzuckerung als Folge hohen Zuckerkonsums. Ebenso werden Hefeinfektionen des Darms (Candida albicans) oder auch Umweltfaktoren als für die Hyperaktivität ursächlich diskutiert.
Hyperaktivität und Ernährung stehen in Zusammenhang
In den langen Jahren seit ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität und dem Faktor Ernährung diskutiert wird, sind verschiedene Erklärungs- und Lösungsansätze entstanden. Schon in den 1950er Jahren machte Feingold Nahrungsinhaltsstoffe mit allergieauslösendem Charakter als Auslöser für hyperaktives Verhalten verantwortlich. Er forderte eine zusatzstofffreie Diät und konnte mit dieser aufwändigen Maßnahme bei 70 Prozent der hyperaktiven Patienten eine signifikante Besserung der Symptome erzielen.
Ist ADHS eine allergische Reaktion?
In Deutschland vertraten Herta Hafer und Egger seit den 70er Jahren diese so genannte Allergiehypothese. Auf der Grundlage der gleichartigen Botensysteme von Immun- und Nervensystem stellten sie einen Zusammenhang zwischen Hyperaktivität und Lebensmittelallergien her. Die von Herta Hafer entwickelte phosphatreduzierte Diät gilt heute in ihrer starren Form als ernährungsphysiologisch nicht haltbar, da sie nicht selten zu einer unzureichenden Versorgung mit essenziellen Aminosäuren, Calcium, B-Vitaminen und Ballaststoffen führt.
Andere Erklärungsansätze für das Hyperaktivitätssyndrom
Verschiedene interdisziplinäre Ansätze gehen von Defiziten in der Versorgung mit Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen, Spurenelementen und Fettsäuren aus. Somit löst ein Mangel dieser Nährstoffe die Symptome aus.
Ebenso scheint die Vorstellung von der Phosphat-Überversorgung nicht uninteressant, insbesondere in Bezug auf die in Deutschland verbreitete Kalzium-Unterversorgung, denn eine überhöhte Zufuhr an Phosphaten stört erwiesenermaßen das Kalzium-Gleichgewicht. Extrem phosphatreiche Lebensmittel wie Koffeinhaltige Cola-Getränke oder Wurstwaren mit zugesetzten Phosphaten sollten also nicht Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein. Phosphate gelten jedoch allgemein als nicht entscheidend für die Auslösung der Hyperaktivität.
Therapeutischer Ansatz bei ADHS
Für die körperlichen Bedürfnisse der Kinder scheint die „moderne Feingold-Diät“ gut geeignet zu sein. Sie beinhaltet das weitgehende Meiden von Fastfood, Fertigprodukten und anderen verarbeiteten Lebensmitteln, schließt allerdings natürlich in Lebensmitteln vorkommende Substanzen wie Salizyl- und Benzoesäuren sowie biogene Amine nicht mit ein.
Die Hyperaktivitäts-Diät
Basierend auf den Ergebnissen verschiedener wissenschaftlicher Arbeiten empfiehlt man derzeit eine sinnvolle Ernährung für hyperaktive Kinder, welche nach folgenden Kriterien zusammengestellt werden sollte:
- Möglichst unverarbeitete Kost mit wenig chemischen Zusätzen
- Zuckerkonsum einschränken
- Viel frisches Obst und Gemüse aus kontrolliert-biologischem Anbau
- Vollkornbrot und Hülsenfrüchte zur Bereitstellung von B-Vitaminen
- Auf phosphorsäurefreie Lebensmittel achten, da Phosphorsäure als Kalziumräuber gesehen werden kann
- Gemüse und Fisch (liefern Tryptophan)
- Verzicht auf exotische Früchte zum Schutz vor allergischen Reaktionen
Durch eine konsequente Umstellung der Ernährung können Störungen der Konzentrationsfähigkeit und damit die Hyperaktivität positiv beeinflusst werden. Dennoch ist für die Entwicklung des Kindes auch eine positive Einstellung der Eltern ausschlaggebend. Die Voraussetzungen hierfür sind die selbstlose Liebe zu dem Kind, die Bereitschaft, Geborgenheit und Sicherheit zu bieten, die Unterstützung der individuellen Entwicklung des Kindes, zum Beispiel durch Anregungen und Ansporn, die Bereitschaft, Grenzen zu setzen und deren Einhaltung zu überwachen, wobei Einsicht und Humor besondere Beachtung finden sollten.