Neuritis Nervi Optici
Eine Sehnverventzündung ist unangenehm und wird aufgrund des mit ihr einhergehenden Sehkraftverlustes oft als beunruhigend empfunden.
Dabei ist die Prognose bei dieser Erkrankung sehr gut, und obwohl die Sehnerventzündung ein Symptom der Multiplen Sklerose ist, muss man sich keine übermäßigen Sorgen machen. Denn in den meisten Fällen besteht kein Zusammenhang zwischen einer Entzündung des Sehnervs und MS.
Die Symptome- Teilausfall des Gesichtsfeldes, vermindertes Farbsehen, Schmerzen
Bei einer Sehnerventzündung oder neuritis nervi optici kommt es zu einem Teilausfall des Gesichtsfeldes. Viele Patienten nehmen außerdem alles in ihrer Umgebung wie durch einen Schleier oder Nebel wahr; manchmal ist alles leicht schwarz eingefärbt, und es kann sogar zu einem Totalausfall kommen. Häufig tritt auch eine Verschlechterung der Farbwahrnehmung ein; diese werden als dunkler empfunden und/oder können schlechter unterschieden werden. Der Sehkraftverlust tritt dabei meist recht plötzlich innerhalb von Stunden oder wenigen Tage ein und geht meist mit einer Abschwächung der zentralen Sehschärfe einher. Typisch sind außerdem Bewegungs- und Druckschmerzen am Augapfel. In einigen Fällen kommt es zu Fieber. Häufig ist der Augenhintergrund bei der Untersuchung unauffällig, es gilt: „Arzt und Patient sehen nichts“- der Patient bedingt durch die Entzündung.
Die Ursachen- MS, Entzündungen und ungeklärte Auslöser
Zu den bekannten Ursachen einer Sehnerventzündung zählen die Krankheit Multiple Sklerose sowie weitere zentrale Prozesse (Prozesse des Gehirns). Daneben kann eine neuritis nervi optici durch verschiedene Infektionen wie zum Beispiel durch Syphilis, Malaria, Viren oder Borreliose ausgelöst werden oder auch von einer Infektion der Umgebung des Sehnervs herrühren, die auf diesen übergegriffen hat. Auch Autoimmunerkrankungen können ursächlich sein, also solche, bei denen das Körper-Abwehrsystem sich gegen das eigene Gewebe richtet. Schließlich kann der Missbrauch verschiedener Gifte eine Rolle spielen. In vielen Fällen liegt jedoch eine idiopathische Entzündung des Sehnervs vor, d.h., es existiert keine erkennbare Ursache. Auch dann sollte der Befund jedoch in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, und es ist sinnvoll, die Untersuchung durch weitere Diagnostik-Maßnahmen wie beispielsweise einer Kernspintomographie zu ergänzen.
Die Prognose- sehr gut bei langwierigem Heilungsprozess
Die Prognose bei einer Sehnerventzündung ist sehr gut. Meist heilt sie vollständig aus; es kann jedoch auch zu dauerhaften Schädigungen des Auges und damit einer bleibenden Einschränkung der Sehkraft kommen. Für den Heilungsprozess sollte man einige Geduld mitbringen, da dieser sich oft über Wochen und auch Monate (in einigen Fällen sogar über Jahre) hinziehen kann- die Regeneration von Nerven geschieht langsam. Meist tritt nach 2-3 Wochen eine erste Verbesserung der Sehkraft ein, die dann innerhalb der nächsten Monate immer weiter voranschreitet. Einige Patienten erleiden im Verlaufe ihres Lebens wiederholte Entzündungs- Attacken, wobei die Abstände zwischen den Auftretensphasen der Symptome teilweise sehr kurz sind.
Die Behandlung- der Kortison-Streit
Die Behandlung ist abhängig von der festgestellten Ursache. In vielen Fällen wird Kortison verabreicht. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass dieses laut einer Studie nur zu einer schnelleren und keiner umfassenderen Wiederherstellung der Sehkraft führt; nach einem Jahr zeigte sich in dieser Untersuchung kein Unterschied mehr zwischen Probanden, die mit niedrig dosiertem Kortison, und solchen, die mit einem Placebo behandelt worden waren. Aus diesem Grund empfehlen Ärzte, die Entzündung ohne Kortisongabe abklingen zu lassen, da jede Medikamenteneinnahme mit Nebenwirkungen einhergehen kann und gewisse Risiken birgt.
Der Zusammenhang mit Multipler Sklerose
Die Sehnerventzündung gehört zu den sogenannten Initialsymptomen (Frühsymptomen) der MS. Vor allem eine Sehnerventzündung hinter dem Auge, eine sogenannte Retrobulbärneuritis, kann auf diese Krankheit hindeuten. Dennoch ist es wichtig, zu betonen, dass das Vorliegen einer neuritis nervi optici keinesfalls in vielen oder gar der Mehrzahl der Fälle ein Indiz für MS darstellt. Trotz des nachgewiesenen Zusammenhanges erkranken die meisten Sehnerv- Patienten nie an einer Multiplen Sklerose. Studien weisen auf ein Risiko von 38 % hin, nach einer Sehnerventzündung innerhalb der nächsten 10 Jahre an MS zu erkranken. Sogar nur bei 20 % liegt das Risiko, wenn der Befund einer durchgeführten Kernspin- Untersuchung unauffällig ist. Deshalb sollte man sich bei der Diagnose einer Sehnerventzündung keine Sorgen machen. Es ist jedoch ratsam, bei einem Auftreten der Symptome mindestens einmal eine Kernspintomographie zu machen, um zentrale Ursachen weitestmöglich auszuschließen.