Alternative Medizin gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Was ist eigentlich Akupunktur? Darunter versteht man die Reizung von bestimmten Akupunkturpunkten. Die Behandlung mit Nadeln an genau festgelegten Punkten der Haut kann Störungen im Körperinneren beseitigen oder zumindest lindern. Diese aus dem chinesischen Raum stammende Methode wurde bereits vor 4.000 Jahren angewandt und zählt damit zu den ältesten bekannten Behandlungsmethoden der Medizin.
Die Akupunkturpunkte, von denen es je nach Richtung zwischen 200 und 4.000 gibt, liegen alle auf sogenannten Meridianen. In diesen Meridianen fließt nach altchinesischer Tradition die in Yin und Yang unterteilte, menschliche Lebensenergie. Beide Kräfte wirken gleichzeitig im Körper, aber als Gegenpole. Nur, wenn diese beiden im Gleichgewicht sind, spricht der Akupunkteur vom absoluten Gesundheitszustand. Jedes Ungleichgewicht dagegen äußert sich in auftretenden Beschwerden.
Die verschiedenen Methoden der Akupunktur
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf die Akupunkturpunkte einzuwirken. Das Stechen mit besonderen Nadeln bezeichnet man als Akupunktur. Das Einwirken mit Hilfe von Wärme nennt man Moxibustion und Druck mit dem Finger bzw. einem speziellen Stift bezeichnen Spezialisten als Akupressur. Außerdem gibt es die Methode, die Punkte völlig schmerzfrei mit Ultraschall oder Laserstrahlen zu reizen.
Auch der Bereich des Körpers, an dem man Akupunktur anwenden kann, spielt eine Rolle. Neben den klassischen Meridianen, die sich über den gesamten Körper erstrecken, praktizieren manche Mediziner seit Jahren die Ohr-, Fuß- oder Augenakupunktur, wobei hier nicht das Auge selbst oder die nähere Umgebung des Auges punktiert werden, sondern spezielle Punkte am Körper, die für dieses Sinnesorgan zuständig sind. Aus der koreanischen Schule ist auch die Hand- und Schädelakupunktur bekannt.
Vor allem die Ohr-Akupunktur wird heute verstärkt eingesetzt. Sie wurde zuerst vom französischen Artz Paul Nogier in den 1950er Jahren entwickelt und praktiziert. Nogier entdeckte das Ohr als einen der sensibelsten Bereiche des Körpers und seine direkte Verbindung zu den Schmerzzentren des Gehirns. Durch Versuche konnte Nogier nachweisen, dass der Weg vom Ohr zum Gehirn extrem kurz ist, wodurch jeder Reiz der Ohrpunkte zu einer direkten, schnellen Wirkung führt.
Bei welchen Beschwerden hilft die Akupunktur?
Die Wirkung der Akupunktur ist inzwischen unbestritten. Selbst die WHO (Weltgesundheitsbehörde) hat eine sogenannte Indikationsliste herausgegeben, die festlegt, in welchen Bereichen die Akupunktur anerkanntermaßen hilfreich ist. Akupunktur-Behandlungen sind vor allem bei folgenden Erkrankungen empfohlen:
- Akute und chronische Schmerzen (z.B. Kopfschmerz, Tumorschmerz)
- Erkrankungen der Atemwege (z.B. Athma, Heuschnupfen)
- Erkrankungen des Bewegungssystems (z.B. Bandscheibenvorfall, Tennisarm)
- Störungen des vegetativen Nervensystems (z.B. Schlaflosigkeit, Libidostörungen, Erschöpfung)
- HNO-Erkrankungen (z.B. Sinusitis, Tinnitus, Tonsillitis)
- Gynäkologische Beschwerden (z.B. Endometriose, Menstruationsschmerz, Mastopathie)
- Erkrankungen des Verdauungssystems (z.B. Magengeschwür, Gastritis, Verstopfung)
Die Vielzahl der Anwendungsgebiete zeigt sehr eindrucksvoll, wie hilfreich die Akupunktur für viele Patienten sein kann. Allerdings bedarf jede Krankheit einer genauen Diagnose, weshalb nie der Weg zum Arzt gescheut werden darf. Jeder Spezialist für Akupunktur wird stets auf diese Notwendigkeit hinweisen, vor allem wenn es sich um Erkrankungen handelt, die nur im sinnvollen Zusammenspiel von Schulmedizin und Akupunktur zu behandeln sind.
Immer mehr Schulmediziner befassen sich mit alternativen Heilmethoden
Galten die Aukupunktur und andere ganzheitliche Heilmethoden in den ersten Jahrzehnten noch als zu vernachlässigende Praktiken, so tragen viele Mediziner der westlichen Schule den Erfolgen dieser Methoden inzwischen Rechnung und beschäftigen sich intensiv mit ihnen. So gibt es heute unzählige Ärzte, die selbst zur Akupunkturnadel greifen. Vor allem in der Schmerztherapie wird sie von vielen angewandt, denn anerkannte Studien haben nachgewiesen, dass die Akupunktur die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert, indem unser Körper verstärkt bestimmte Stoffe produziert, welche die Schmerzen, im Gegensatz zu vielen Medikamenten, langfristig und vor allem ohne große Nebenwirkungen lindern.
Krankenkassen übernehmen verstärkt Akupunkturbehandlungen
Eine Akupunkturbehandlung ist leider nicht ganz billig und kostet, je nach Aufwand und Arzt, zwischen 25 Euro und 80 Euro, wobei die Behandlung meist 30-45 Minuten dauert. Seit Januar 2007 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule bzw. im Bereich des Knies. Die Behandlung von Kopfschmerzen durch Akupunktur wurde bisher nicht in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen. Auch alle anderen Behandlungen sind nicht Leistung der gesetzlichen Krankenkassen und müssen vom Patienten selbst getragen werden. Die privaten Krankenversicherungen sind nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes immer dann verpflichtet, diese „Alternative Medizin“ zu zahlen, wenn die Schulmedizin keine erfolgreiche Behandlung nachweisen konnte.