Der planetare Einfluss auf die Gesundheit des Menschen
Nicht einzig fünf Ursachen verursachen Krankheit im Menschen, so Paracelsus, sondern auch ein falsche Korrespondenz mit den Planeten. Vom Mikrokosmos Mensch.
Fünf Krankheitsursachen wirken auf den Menschen ein. Dieser stellt einen Mikrokosmos dar, der analog zum Makrokosmos, aus vier Elementen, zwölf Sternzeichen und sieben Planeten aufgebaut ist. Jedes Organ korrespondiert mit einem Planeten: „Das Herz ist die Sonne, und wie die Sonne auf die Erde und sich selber wirkt, also wirkt auch das Herz auf den Leib und sich selbst. Ebenso ist der Mond dem Gehirn vergleichbar. Die Milz hat den gleichen Lauf wie Saturn. Die Galle entspricht dem Mars. Die Nieren haben die Art der Venus. Der Merkurius ist ein Planet, der der Lunge gleicht und der Jupiter gleicht der Leber. Ihr sollt wissen, wenn die Leber nicht da wäre, da gäbe es nicht Gutes im ganzen Leibe (= innerer Alchimist). Gleich Jupiter wirkt sie und mildert wie er durch ihre Güte alles Ungestüm.“*
Planeten und die Organe
Die sieben Planetenorgane werden von Paracelsus jeweils als Entität begriffen. Sie sind die „edlen“ Organe, die den Organismus mit Energie versorgen. Jedes Organ steht dabei in einer spezifischen Beziehung zum Gesamtorganismus: Wenn sie sich irren und in eine falsche Bahn geraten, entstehen Krankheiten. Krankheiten und Heilmittel bilden also eine Analogie zum Kosmos. Kommuniziert das Gehirn (Mond) in falscher Weise mit dem Herzen (Sonne), entstehen beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Schlafprobleme.
Neben den Planeten spielen die Elemente beim Ens Naturale eine wichtige Rolle. Das unsichtbare Feuer findet sich als Lebensfunken und Wärme im ganzen Körper; das Hauptorgan ist das Herz, das Organ der Selbsterkenntnis. Die regenerierende Kraft des Wassers findet sich in allen Geweben und Körperflüssigkeiten; das Hauptorgan ist die Leber; die Luft ist die Grundlage für den Stoffwechsel und für alle Rücklaufsysteme – ihr Organ ist die Niere. Die Erde ist das Feste des Körpers, bildet somit die physische Grundlage; ihr Hauptorgan die Lunge.
Die Elemente und Körpersäfte
Die Elemente stehen in Analogie zu den Temperamenten und Körpersäften, die Paracelsus ebenfalls dem Ens Naturale zuordnet: Der Choleriker (Feuer) entsteht aus zu viel Bitterkeit, der Melancholiker (Erde) ist saurer Natur, das Süße führt zu phlegmatischem Wesen (Wasser) und der Sanguiniker (Luft) besteht aus zu viel Salz. Die Heilmittel entsprechen in ihrer Natur weitgehend dem pathologischen Zustand. So sind beispielsweise Bitterstoffdrogen wie der feurige Wermut das Mittel der Wahl für den Choleriker.
Die Säfte zeigen sich dem Auge als färbende Krankheit, sie äußern sich in Verfärbungen der Körpersäfte und Haut. Gemäß der Signaturlehre entsprechen die Heilmittel in ihrer Farbigkeit dem Zustand des Kranken. So ist zum Beispiel Schöllkraut oder Gelbwurz bei Leber-Galle-Leiden angezeigt.
Die Ursache von Krankheit war nach Ansicht von Paracelsus somit in den fünf Entia und vier Elementen zu finden: Diese Faktoren können einzeln aber auch gepaart und in mehrfacher Kombination auftreten. Der gesunde Körper reagiert darauf: Nach Paracelsus setzt er dem Ursachen-Quintett ein dreigliedriges Wesen entgegen, drei Prinzipien: Salz, Schwefel und Quecksilber.
Die Trinität des Lebens
Paracelsus sah die Ursache von Krankheit somit nicht nur in fünf Ursachen, den Entia, in einer Disharmonie der vier Elemente, die jeweils planetar zugeordnet werden, sich in Signaturen zu zeigen wissen, sondern zudem in den drei Grundbausteinen des Lebens – Sal (Salz), Sulfur (Schwefel) und Mercurius (Quecksilber), die man auch Tria Principia nennt.
Während die Elemente für das Übersinnliche der Natur stehen, sind alle sichtbaren Dinge dieser Welt durch die drei Prinzipien entstanden: „Das Sichtbare und Greifbare ist der Körper der Welt, der da aus den drei Urstoffen besteht, dem Schwefel, Quecksilber und Salz. (…) Von diesen drei Dingen stammen alle Eigenschaften, die Art und das Wesen, die Natur und dergleichen. Sie zeigen jedem Arzt an, daß er die Wirkung dieser drei Dinge mit den sehenden Augen wahrnehmen soll, dann versteht er das Unsichtbare.“* Damit etwas sichtbar ist, muss zunächst die Form vorhanden sein – der Sulfur. Die Eigenschaft und Kraft dieser Idee ist der Mercurius, die Verdichtung zu einer materiellen Form bewirkt das Salz.
Die drei Prinzipien und die Elemente
Die drei Prinzipien stehen in einer geheimen Beziehung zu den Elementen: Sulfur verbindet die aufsteigenden Zeichen Feuer und Luft miteinander und bildet so die männliche, aktive und warme Säule. Als Gegenpol verbindet das Salz die absteigenden Elemente Wasser und Erde, bildet die weibliche, passive und kalte Säule. Dazwischen steht der Mercurius. Er ist das neutrale Kind, das aus männlich und weiblich entsteht, verbindet die aufsteigenden mit den absteigenden Elementen. Weil er das Warme und Kalte in sich trägt, nennt man ihn auch Hermaphrodit. Alle sichtbaren Dinge sind diesen drei Prinzipien zugeordnet, somit auch der Mensch, seine Erkrankungen und seine Heilmittel.
Der Mensch soll sich aus diesen drei Punkten zusammensetzen, in einem möglichst optimalen Verhältnis. Anzumerken ist, dass hier nicht die chemischen Bestandteile gemeint sind, sondern die Elemente an sich: Salz steht für die Erde, den Körper, die Beständigkeit, Schwefel für die Seele, das Feuer, das Brennbare und die Wärme, Quecksilber hingegen, flüchtig wie der chemische Faktor selbst, steht für den Geist und Flüchtigkeit, auch die des menschlichen Lebens. Diese Dreiteilung der Prinzipien erinnert nicht nur an die Historie, an die Mythen der Germanen und Kelten, an die Kabbala, das Christentum, sondern auch an Alchemie und das indische Ayurveda.