Sphingolipide verändern sich bei Neurodermitis und trockener Haut. Das Buchstaben-System nach Motta unterscheidet neun Ceramid-Klassen nach den Sphingoidbasen und der Alpha- oder Omega-Stellung der Alkoholgruppe der Hydroxy-Fettsäuren.
Fleißig wie die Bienchen stellen die auch Keratinozyten genannten hornbildenden Hautzellen unserer Oberhaut bienenwachsartige Hautlipide her, täglich etwa 150 bis 200 Milligramm. Dabei entfällt etwa die Hälfte der bienenfleißigen Lipidproduktion auf die nach dem lateinischen Wort Cera für Bienenwachs benannten Ceramide, eine Untergruppe der nach der Sphinx benannten Sphingolipide. Ceramide kommen in fast allen Geweben unseres Körpers vor, da sie schon in geringen Mengen als Signalmoleküle fungieren. Eine vollkommen andere Rolle spielen jedoch die neun verschiedenen Ceramid-Klassen in der Epidermis unserer Haut, sie verhindern den transepidermalen Wasserverlust.
Ceramid 1 – CER [EOS] spielt eine wichtige Rolle bei trockener Haut
Nur etwa 8 Prozent beträgt der Mengenanteil des Ceramids 1 insgesamt, doch die außergewöhnliche Struktur des nach der aktuellen Ceramid-Nomenklatur als CER [EOS] benannten Ceramids 1 hat es in sich: An ein Sphingosin-Molekül [S] ist eine 30 bis 40 Kohlenstoff-Atome lange Omega-Hydroxy-Fettsäure [O] gebunden, die zusätzlich überwiegend mit der essentiellen Linolsäure [E] verestert ist (siehe Grafik). Zu wenig CER [EOS] und Linolsäure in der Haut sind charakteristische Anzeichen einer gestörten Hautbarriere und verminderter Hautfeuchtigkeit. Der erhöhte transepidermale Wasserverlust (TEWL) ist Kennzeichen der erkrankten Hautstellen von Neurodermitis- und Schuppenflechte-Patienten.
Ceramid 2 – CER [NS] ist das häufigste Ceramid in unserer Haut
Mit über 20 Prozent ist Ceramid 2 oder CER [NS] mengenmäßig das häufigste als Hautlipid vorkommende Ceramid, gegenüber CER [EOS] ist am Sphingosin-Molekül von CER [NS] eine Non-Hydroxy-Fettsäure [N] gebunden.
Ceramid 3 – CER [NP] ist das zweithäufigste Ceramid
Etwa 18 Prozent beträgt der Mengenanteil des Ceramids 3 CER [NP], gegenüber CER [NS] ist hier die Non-Hydroxy-Fettsäure [N] an einem Phyto-Sphingosin [P] gebunden.
Ceramid 4 – CER [EOH] spielt eine Rolle bei Neurodermitis
Wie CER [EOS] hat auch das Ceramid 4 CER [EOH] eine außergewöhnliche Struktur, die Sphingoidbase besteht bei CER [EOH] nicht aus einem Sphingosin-Molekül [S] sondern aus 6-Hydroxy-Sphingosin [H]. Etwa 5 Prozent beträgt der Anteil von Ceramid 4, zu wenig CER [EOH] und Linolsäure ist ein klinisches Merkmal der Neurodermitis.
Ceramid 5 – CER [AS]
Bei CER [AS] ist eine Alpha-Hydroxy-Fettsäure [A] mit dem Aminoalkohol Sphingosin verbunden, wobei die Kettenlänge der Fettsäure im Bereich von 18 bis 26 Kohlenstoffatomen variieren kann. Etwa 10 Prozent beträgt der Anteil der Ceramidfraktion von CER [AS].
Ceramid 6 – CER [NH]
Etwa 10 Prozent beträgt der Mengenanteil des Ceramids CER [NH], gegenüber CER [NS] ist hier die Non-Hydroxy-Fettsäure [N] an 6-Hydroxy-Sphingosin [H] gebunden.
Ceramid 7 – CER [AP]
Mit etwa 9 Prozent ist die Ceramid-Klasse CER [AP] etwa gleich häufig wie CER [AS], gegenüber CER [AS] bildet in CER [AP] wieder der Aminoalkohol Phyto-Sphingosin [P] das Grundgerüst des Ceramids. Es gehört mit relativ kurzen C16- und C18-Fettsäureketten und den polaren Kopfgruppen des Phyto-Sphingosins zu den Ceramiden mit der höchsten Polarität.
Ceramid 8 – CER [AH]
6-Hydroxy-Sphingosin bildet das Grundgerüst von CER [AH], knapp 13 Prozent beträgt das Kontingent des Ceramids 8 in der Ceramid-Fraktion. Über die Amidbindung ist eine Alpha-Hydroxy-Fettsäure verbunden.
Ceramid 9 – CER [EOP]
Erst vor relativ kurzer Zeit wurde das Ceramid CER [EOP] entdeckt, etwa 6 Prozent beträgt der Mengenanteil des Ceramids 9. Wie bei CER [EOS] und CER [EOH] ist zusätzlich überwiegend Linolsäure mit der Omega-Hydroxy-Fettsäure verestert und bildet so eine außergewöhnliche Struktur in der Hornschicht. Die Sphingoidbase von CER [EOP] besteht aber nicht aus nicht aus einem Sphingosin- oder Hydroxy-Sphingosin-Molekül, sondern aus Phyto-Sphingosin. Aufgrund der Polarität bei der Dünnschicht-Chromatographie müsste Ceramid 9 eigentlich zwischen Ceramid 2 und Ceramid 3 eingeordnet werden.