Über die Theorien des mittelalterlichen Arztes und Mystikers.
Er war Vater der Naturmedizin, seine Lehre prägt die abendländische Medizin bis in die heutige Zeit, ob Spagyrik, Anthroposophie, Homöopathie oder Pharmazie: Paracelsus.
Paracelsus (1493-1541), der mittelalterliche Arzt und Mystiker, eigentlich Theophrastus Bombastus von Hohenheim, war nicht nur kritischer Denker, sondern auch einer der bedeutsamsten Menschen innerhalb der Geschichte der Medizin. Er prägte die abendländische Heilkunst für alle Zeiten; Homöopathie, Spagyrik, anthroposophische Medizin aber auch die moderne Pharmazie und Chemie wären ohne ihn fast undenkbar, wenngleich man dies zu seinen Lebzeiten nicht erkannte.
Paracelsus, Vater der Naturheilkunde
Sein Wissen ist noch immer aktuell, sein Weltbild beeinflusst die Medizin noch heute, wenngleich es auf den Mysterien alter Kulturen beruhte, geprägt war von der Volksmedizin, die er in all seinen Wanderjahren kennen lernte, wenngleich er von Kräuterweibern angelernt wurde, die später als Hexen verpönt waren.
Heilkunde war für ihn das Wissen um die Geheimnisse der Natur; sein Streben galt der Einweihung in diese, dem Begreifen von unsichtbaren Wirkungen und Energien sowie der Suche nach den entsprechenden Mitteln. Arzneien, so Paracelsus, sollen im Menschen eine Harmonie mit den kosmischen Kräften erzeugen, somit eine Gesundheit in der Vollendung des Körpers mit Geist und Seele. Solche Arzneien nannte er Arkana.
Die damalige Medizin, teils beruhend auf der Vier-Säfte-Lehre Galens, war in den Augen des Paracelsus nicht mehr zeitgemäß. Sie schade dem Patienten mehr, als dass sie ihm helfe. Statt Aderlass und Schwermetallvergiftungen, wandte Paracelsus zur Behandlung seiner Patienten vor allem heimische Kräuter an. Den Erfahrungsschatz traditionellen Wissens kombinierte er mit alchemistischen Lehren; nicht zuletzt prägte ihn hier sein Vater, ebenfalls Arzt und Alchemist.
Die Paracelsusmedizin
An der Lehre des Paracelsus wurde innerhalb der damaligen Zeit Anstoß genommen. Nicht nur, dass die vermeintliche Heilung kritisch betrachtet wurde, nicht nur, dass Paracelsus sich mit der Ärzteschaft und den Obrigkeiten anzulegen pflegte – auch die Besonderheiten seiner Heilkunde entsprachen nicht dem Standard.
Außer den drastischen Heilmethoden der meisten Ärzte, die den Patienten durch Quecksilbergabe und mehrfachen Aderlass eher ermatteten, denn stärkten, kritisierte Paracelsus auch die Mode, Heilmittel möglichst von weither zu beziehen. Exotisches war sehr gefragt, wurde für viel Geld gehandelt und entsprechend auch oftmals verfälscht. Paracelsus hingegen befürwortete die Kräuter des eigenen Umfeldes, verwendete jene Heilpflanzen, die am Wegesrand wuchsen und galt entsprechend als Revolutionär und Querschläger.
Die volksheilkundlichen Methoden jedoch waren nicht die einzigen, die Paracelsus anwandte. Aus Tradition, Kräuterwissen, Naturforschung und Lebensweisheiten entstand ein ganzheitliches Konzept. Paracelsus verband die Medizin mit der Heilkunde, der Philosophie, der Alchemie, der Astronomie und Astrologie und zuletzt noch mit der Religion. Ganzheitlichkeit – im wahrsten Sinne des Wortes.
Das ganzheitliche Konzept des Paracelsus
Durch die Verbindung von Makro- und Mikrokosmos, wie sie auch die Kabbala beinhaltet, wie es auch Goethe aufgriff und nach ihm noch viele andere, sah Paracelsus alle Dinge durch Analogien verbunden. Dass es die Dosis sei, die das Gift mache, ist wohl eines der bekanntesten Zitate des Paracelsus. Genauso von Wichtigkeit jedoch ist seine Überlegung, dass ein Heilmittel dort zu suchen sei, wo die Krankheit entstand: „Wo die Krankheit, da das Heilmittel – ubi malum, ibi remedium“.
Daraus folgerte er: Die Einflüsse, die eine Krankheit hervorgerufen haben, sorgen auch dafür, dass in der Umgebung ein passendes Heilmittel wächst. Entsprechend nutzte er keine exotischen Gewächse, sondern einzig einheimisches Kraut.
Die Ursache von Krankheit war nach Ansicht von Paracelsus in fünf Elementen zu finden:
- Sterne: Ens Astrorum
- Gifte: Ens Veneni
- Veranlagung: Ens Naturale
- Geister: Ens Spirituale
- Gott: Ens Dei
Diese Faktoren können einzeln aber auch gepaart und in mehrfacher Kombination auftreten. Der gesunde Körper reagiert darauf: Nach Paracelsus setzt er dem Ursachen-Quintett ein Wesen entgegen, das Paracelsus wiederum in drei Prinzipien unterteilt: Salz, Schwefel und Quecksilber.
Die Aufteilung des Menschen
Der Mensch solle sich aus diesen drei Punkten zusammensetzen, in einem möglichst optimalen Verhältnis. Anzumerken dabei ist, dass hier nicht die chemischen Bestandteile gemeint sind, sondern die Elemente an sich:
Salz steht für die Erde, den Körper, die Beständigkeit, Schwefel für die Seele, das Feuer, das Brennbare und die Wärme, Quecksilber hingegen, flüchtig wie der chemische Faktor selbst, steht für den Geist und die Flüchtigkeit, auch die Flüchtigkeit des menschlichen Lebens.
Diese Dreiteilung der Prinzipien erinnert nicht nur an die Historie, an die Mythen der Germanen und Kelten, an die Kabbala, das Christentum, sondern auch an Alchemie und das indische Ayurveda.
Heilung nach Paracelsus
Werden nun Krankheiten durch ein Ungleichgewicht hervorgerufen, so erfolgt die Heilung dadurch, das verlorengegangene Gleichgewicht wieder herzustellen.
Dazu nutzte Paracelsus vornehmlich die Heilpflanzen, deren Kunde er mit seinem weiteren Wissen paarte und auch systematisierte. Hier setzt auch die Signaturenlehre an. Grundlage dieser ist, dass die Pflanze in Form, Farbe oder Habitus bereits verrät, bei welcher Krankheit sie hilfreich ist.
Das Heute
Anhand der Grundlagen der Paracelsusmedizin und des Weltbildes des Paracelsus erkennt man heutige Therapieverfahren, die auf seinem Wissen basieren: Entgiftung, Immunstimulation und Konstitutionstherapie, Metallpräparate, Arzneien aus der Pflanzen- und Tierwelt sind nur wenige Beispiele, die zeigen, wie aktuell das Wissen des Paracelsus auch im Heute noch ist.
So finden auch jene Heilkräuter, die Paracelsus planetar zuordnete noch heute rege Verwendung. Genannt sei hier nur eine Auswahl: Angelika, Arnika, Baldrian, Beifuß, Beinwell, Blutwurz und Brennnessel; Distel, Eiche, Frauenmantel, Gundermann und Johanniskraut.