Heilpflanze versus Giftpflanze

Alkaloide, Pyrrolizidinalkaloide, Cumarine: Gift einer Heilpflanze? Pflanzeninhaltsstoffe werden in zahlreichen Studien untersucht. Manche werden als giftig bezeichnet. Doch gilt es, abzuwägen: Die Dosis macht das Gift

Heilpflanzen oder Giftpflanzen? Die Natur bietet vielerlei Gewächse mit vielerlei Nutzen. Die Giftpflanze an sich gibt es nicht.

Schon Paracelsus sagte, die Dosis sei das ausschlaggebende und er hatte Recht. Dennoch gibt es auch Gesundheitsgefahren durch Pflanzeninhaltsstoffe. Doch auch hier zählt: In Maßen – nicht in Massen. Wie bei allen anderen Dingen des Lebens auch!

Der Wiesenbärenklau

Der kleine, einheimische Bruder des hier eingewanderten Riesenbärenklaus heißt Wiesenbärenklau und erfreut sich zunehmender Beliebtheit als Wildgemüse und Kräuterzugabe. Beide Pflanzen enthalten in ihrem Pflanzensaft Furanocumarine, die nach dem Kontakt mit der Haut Wiesendermatitis auslösen, eine mit Bläschen und Rötung einhergehende Hautschädigung.

Beinwell

Eine weitere Pflanze, die gern in Wildkräuterrezepten aufgeführt wird, ist der Beinwell (Symphytum officinale), ein heilsames Kraut, das sogar bei Knochenbrüchen Wirkung zeigt. Beinwell aber enthält die leberschädlichen Pyrrolizidinalkaloide (PA).

In Arzneimitteln, die Beinwellzubereitungen enthalten, ist der Gehalt dieser Substanzen daher bei äußerlichen Anwendungen auf 100, bei innerlicher Verwendung auf 1 Mikrogramm pro Tag eingeschränkt. Auch Huflattich und Borretschkraut enthalten diese Stoffe.

Vorsicht oder Nachsicht?

Bei Schwangeren ist die Verwendung zu unterlassen, dennoch sollten diese Inhaltsstoffe nicht dazu führen, diese Wild- und auch Heilkräuter generell zu verteufeln oder zu meiden. Einschränkungen tun gut, eine Verwendung im geringen Maße. Doch da die Inhaltsstoffe von Pflanze zu Pflanze variieren, von Wuchs, Sonneneinwirkung, Boden und vielen anderen Einflüssen abhängen, sollte man nicht generalisieren, denn wenn alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, sind diese Kräuter sehr gesundheitsfördernd.

Alkaloide – giftig oder ungiftig?

Alkaloide sind kompliziert aufgebaute stickstoffhaltige Verbindungen, die allesamt leicht bitter schmecken und zusätzlich zum bitteren Geschmack, einhergehend mit verstärkter Verdauungssekretbildung, noch andere physiologische Eigenschaften aufweisen. Chinin, welches in Bitter Lemon verwendet wird, wirkt zusätzlich gegen Malaria. Und gehört zu den Alkaloiden.

Pyrrolizidinalkaloide

Pyrrolizidinalkaloide sind in der Natur durchaus verbreitet; zahlreiche Pflanzenfamilien beinhalten diese Stoffe, darunter auch vielerlei Arznei- und Heilpflanzen. Bislang wurden die PA in 350 unterschiedlichen Pflanzen nachgewiesen, kommen zumeist in äußerst geringen Mengen vor.*

Manche Pyrrolizidinalkaloide sind hepatotoxisch und vermutlich kanzerogen. In Studien konnten genetische Veränderungen und Chromosomenbrüche induziert werden. Das toxische Potential jedoch wankt je nach Art und Strukur des sogenannten Pyrrolizidringes, so gibt es untoxische (ungiftige) und toxische Vertreter.

In höherer Konzentration haben Pyrrolizidinalkalkaloide eine leberschädigende, karzinogene und mutagene Wirkung: „Etwa 90 der 1994 bekannten 250 Vertreter der PA sind akut und/oder chronisch toxisch, mutagen, carcinogen und teratogen wirksam“ (Teuscher & Lindequist, 1994).

Pflanzenvertreter

Pyrrolizidinalkaloide findet man beispielsweise in folgenden Pflanzen:

  • Beinwell
  • Huflattich
  • Pestwurz
  • Boretsch
  • Fuchs-Kreuzkraut
  • Kunigundenkraut, auch Wasserdost oder Wasserhanf genannt
  • in der Aschenpflanze und einigen Eupatorium-Arten, Pflanzen der TCM

Der Ring als Mittelpunkt

Wie erwähnt ist die Struktur des Pyrrolizidringes ausschlaggebend für die toxische Wirkung. Hintergrund ist hier ein Vorhandensein von Doppelbindungen im bizyklischen Fünfringsystem und zudem die Verersterung der Alkohole an exakt diesem, dem Necin.

Im Ursprung liegt hier keinerlei Giftigkeit vor. Erst im Organismus, genauer in der Leber, werden die PA zu toxischen Verbindungen metabolisiert – die Leber also ist „Hauptangriffspunkt“, die Folge des genannten Prozesses ist – vereinfacht – eine Quervernetzung von DNS-Strängen.

Diese entspricht bis auf eine einzige biochemische Abweichung nahezu identisch den Folgen einer Chemotherapie.

Vorsichtsmaßnahmen

  • Für PA enthaltende Pflanzen wird eine maximale Anwendung von sechs Wochen empfohlen
  • Innerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit ist eine innere Anwendung zu vermeiden

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