Eigentlich sind es hübsche Tiere: dunkelbraun, mit weißen Streifen. Man kann sie relativ leicht erkennen. Sie sind 2004 das erste Mal in Europa gesichtet worden. Seitdem geraten sie immer wieder in die Schlagzeilen. 2006 konnten sie auch das erste Mal in Deutschland nachgewiesen werden.
Mücken und Krankheitserreger
Anlass zur Sorge allerdings besteht bisher noch nicht. Zwar ist die Tigermücke eine recht aggressive Art und ihr Stich schmerzhaft, doch zur Zeit ist die Lage noch unter Kontrolle. Die spanischen Behörden melden Erfolg bei der Bekämpfung der Population. In Girona und angrenzenden Gebieten ist man seit Jahren sensibilisiert. 2004 mussten über 20 Menschen wegen eines Stichs von einer Tigermücke behandelt werden. 2011 habe man zudem durch die starken Regenfälle eine schwache Vermehrung des Schädlings.
Problem: rasche Ausbreitung der Tigermücke
Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz betrachtet man die Ausbreitung der Mücke trotzdem mit Sorge. In der Schweiz bekämpft man sie systematisch. Problematisch sei nicht nur, dass sie sich dem gemäßigten Klima angepasst habe. Kritisch würde es vor allem dann, wenn die tropischen Krankheiten ihren Überträgern folgen. Dies sei allerdings noch nicht geschehen. Nur das Chikungunya-Fieber tritt regelmäßig in den südlichen Ländern Europas auf.
Chikungunya-Fieber
Dieses Fieber wird durch ein Virus hervorgerufen, das innerhalb von 1-12 Tagen zu deutlichen Krankheitszeichen führt. Neben den für diese Krankheit typischen starken Gelenkschmerzen kommt es zu Fieber, Schüttelfrost, Ausschlag und weiteren Symptomen. Vor allem die Schmerzen und Steifheit der Gelenke können über einen längeren Zeitraum, in einzelnen Fällen bis zu drei Jahre, anhalten. Chikungunya heißt auf Kisuaheli „der gekrümmt Gehende“. Die Krankheit verläuft nicht tödlich. In Italien erkranken regelmäßig Menschen an dem Chikungunya-Fieber. Die Zahl beläuft sich auf durchschnittlich 200-300 Personen pro Jahr.
Dengue-Fieber
Gravierender ist das von den Tigermücken übertragene Dengue-Fieber. Dieses erzeugt zunächst typische Grippesymptome wie hohes Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen. Erst in der zweiten Krankheitsphase wird es für den Infizierten gefährlich. Nach einer kurzen symptomfreien Zeit kommt es erneut zu hohem Fieber und zu Blutungen der inneren Organe. Sind diese besonders schwer, kann es zu dem so genannten DSS (Dengue-Schock-Syndrom) kommen, das häufig tödlich verläuft.
Epidemie in Paraguay und Brasilien
Derzeit gibt es epidemieartige Ausbreitungen des Dengue-Fiebers in der Dominikanischen Republik, Paraguay und in Brasilien. Laut Berichten sind in Paraguay 220.000 Menschen erkrankt; für das Amazonas-Gebiet wurde von der brasilianischen Regierung der Notstand ausgerufen. 2010 sind dort über eine Millionen Fälle von Dengue registriert worden. Dieses Jahr sind es bereits genau so viele. Reisende nach Mittel- und Südamerika sollten sich deshalb besonders informieren und den Anweisungen ihres Arztes penibel folgen. Trotzdem: Zwar ist die Mortalitätsrate nach einer Infektion 2,5%, doch kommen hier unhygienische Zustände, mangelnde Versorgung und ein allgemein schlechterer Gesundheitszustand erschwerend hinzu. Die derzeitige Epidemie in Paraguay weist auf ein wesentlich günstigeres Verhältnis von ca. 0,2% hin.
Umgang mit Infektionen und Impfungen
Deutschland sei allerdings außerhalb der Reichweite schwerwiegender tropischer Krankheiten, äußert sich Tomas Jelinek, Leiter des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin. Die größte Gefahr gehe von den Deutschen selbst aus. Diese informierten sich zu selten vor Auslandsreisen und seien auch zu wenig geimpft. Dadurch fangen sie sich rasch Krankheiten ein. Jelinek tadelte diese Einstellung am Rande des Deutschen Internistenkongress am 28. April 2011.