Was schreibt man in einem Anschreiben, wenn man über keine Berufserfahrung verfügt?
Für die meisten Ausbildungsplatzsuchenden stellt sich die Frage, was sie in einem Anschreiben eigentlich schreiben sollen, da sie in der Regel über keine relevante Berufserfahrung verfügen. Doch wo ein Problem ist, ist auch eine Chance. Denn auch erfahrene Arbeitnehmer tun gut daran in ihrem Anschreiben Fragen zu beantworten, die in ihren Lebensläufen unbeantwortet bleiben.
Was interessiert die Personalverantwortlichen?
Personalverantwortliche stellen in Vorstellungsgesprächen besonders häufig folgende Fragen:
„Warum wollen Sie ausgerechnet bei uns arbeiten?“ Dahinter steckt die Frage: „Wie motiviert sind Sie bei uns zu arbeiten?“
„Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen?“ Dahinter steckt die Frage: „Fahren wir mit diesem Bewerber besser, als mit einem der anderen Kandidaten, die ebenfalls zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden und die in der Regel dieselben Qualifikationen mitbringen?“
„Was sind Ihre Schwächen?“ Hier will der Personaler die Persönlichkeit eines Bewerbers erfassen und erfahren, was für ein Mensch vor ihm sitzt.
Auch ohne Berufserfahrung können Ausbildungsplatzsuchende zumindest auf die erste und die letzte dieser Fragen gute Antworten geben.
Warum unser Unternehmen?
Die Firmen wünschen sich Bewerber, die sich gezielt bei Ihnen bewerben, weil sie mit dem Unternehmen etwas Positives verbinden. Sie wünschen sich Bewerber, die sich mit der Firma identifizieren, weil Untersuchungen immer wieder zeigen, dass solche Mitarbeiter auch am meisten leisten. So eignet sich die Beantwortung dieser Frage als Einstiegssatz ideal. Studieren Sie die Homepage eines Unternehmens aufmerksam. Dort finden Sie alles, was Sie brauchen. Greifen Sie etwas raus, was Ihnen tatsächlich sympathisch vorkommt, damit Sie mit dieser Antwort im Vorstellungsgespräch auch authentisch wirken.
Beispiele:
Sehr geehrte Damen und Herren,
X ist ein Unternehmen, das gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und hohe Ansprüche an sich selbst stellt …
mit Ihren 100.000 Mitarbeiter gehören Sie zu den Global Players …
da ich X als mittelständisch geprägtes, zukunftsgewandtes und kundenorientiertes Unternehmen kenne, möchte ich mich Ihnen als y vorstellen …
eine Ausbildung bei einem der führenden Unternehmen im Bereich der x-Technik zu absolvieren, wäre mir eine große Freude. Gerne würde ich zu einem Team gehören, das sich zum Ziel gesetzt hat, …
Warum dieser Beruf? Und was für ein Mensch sind Sie?
Warum wollen Sie ausgerechnet diesen Beruf erlernen ist eine berechtigte Frage und wird spätestens im Vorstellungsgespräch an Sie herangetragen. Darüber hinaus interessiert die Personalverantwortliche die Persönlichkeit eines Bewerbers brennend. Schließlich hat sich herausgestellt, dass die meisten gerade aus Gründen der Persönlichkeit wieder entlassen werden. Wenn Sie es schaffen diese beiden Fragen zu beantworten, ohne mit hohlen Phrasen um sich zu werfen wie: „Ich bin teamorientiert und motiviert“ haben Sie bessere Karten. Arbeiten Sie mit Beispielen und erzählen Sie Geschichten – das überzeugt viel mehr als die typischen Allgemeinplätze und Lippenbekenntnisse.
Beispiel: Ausbildung als Stuckateurin
Sehr geehrter Herr x, „schöne alte Dinge erhalten, neue Werte schaffen“
In mir würden Sie eine Kollegin finden, für die diese Philosophie mehr als nur ein Satz ist.
Mit sechs Jahren habe ich von meiner Mutter beigebracht bekommen, wie man Fotoshop bedient und mit sieben Jahren zeigte mir mein Großvater wie man ein verstopftes Waschbecken reinigt. Ich stand auch schon auf dem einen oder anderen Gerüst um meinen Großvater bei Arbeiten am Haus zu unterstützen und habe auch schon mal eine alte Tür bis ins Detail abgeschliffen, eingeölt, gestrichen und lackiert.
Beispiel: Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik
Warum Lager? Vielleicht ein kleines Beispiel. Ein Verwandter von mir ist selbstständig mit einem Parkett- und Raumausstatter-Unternehmen. Sein Lagerraum ist 50m2 groß und die Zustände darin waren, ohne Übertreibung, als chaotisch zu bezeichnen. Eines Tages habe ich diesen Raum betreten und die Ärmel hochgekrempelt. Innerhalb weniger Stunden sortierte ich das Lager nach Baugruppen und schuf Ordnung. Mein Verwandter war begeistert und ich konnte in dieser Nacht sehr gut schlafen.
Beispiel: Ausbildung als Speditionskaufmann
… schon immer habe ich gern Dinge bewegt und mich hat alles interessiert, was mit Verkehrswesen, insbesondere der Schifffahrt, zu tun hat, denn ich bin an Küste geboren und mein Großvater ist Kapitän. Auch finde ich alles spannend, was mit fernen Ländern zusammenhängt. Mich motiviert die Vorstellung, diese Themen in meinen Beruf einbringen zu können und international tätig sein zu können …
Beispiel: Ausbildung als Restaurantfachkraft
… mit Menschen zu arbeiten, ihnen den Moment zu verschönern und anschließend ein dankbares Lächeln zu bekommen, ist das Schönste, was mir in meinem Beruf passieren kann. Das motiviert mich sehr und lässt mich zu Höchstformen auflaufen!
Viel Erfolg!