Bestimmte Merkmale treten in Familien magersüchtiger Menschen wiederholt auf. Diese können zur Entstehung einer Essstörung beitragen.
Häufig ist die Entwicklung einer Essstörung mit bestimmten familiären Beziehungen oder Mustern verbunden. Diese Muster unterscheiden sich primär nicht von jenen anderer Familien, in welchen keine Essstörungen auftreten, jedoch wurden bei Familien von Menschen mit Essstörungen wiederkehrende und ähnliche Merkmale entdeckt. Im Zusammenhang mit anderen Aspekten können sie die Entstehung von Essstörungen begünstigen beziehungsweise dazu beitragen, dass diese weiter aufrecht erhalten werden. Personen, die an Magersucht leiden, stammen häufig aus Mittelstandsfamilien, die sehr auf gesellschaftliche Normen und Konventionen achten. Die Eltern sind oft bestrebt, sich anzupassen und legen auch größten Wert auf Erziehung, Bildung, Ordnung und Anstand. Weiters neigen sie zu einer Überbehütung des Kindes, einem großen Harmoniebedürfnis und zu Konfliktvermeidung.
Väter von magersüchtigen Menschen
Der Vater von magersüchtigen Personen wird als leistungsorientiert und karrierebewusst beschrieben. Er arbeitet sehr hart und möchte immer höher hinaus. Von seiner Familie erwartet er, dass sie funktioniert und alles reibungslos läuft. Er mischt sich in die Erziehung meist nicht ein, verlangt aber dennoch tadelloses Verhalten und eine gute Leistung von seinen Kindern. Viele dieser Männer stört es auch nicht, wenn die Frau für die Kinder auf die eigene Karriere verzichtet. Um möglichst fit zu bleiben, betreiben die Väter in ihrer Freizeit ein breites Programm an sportlichen Aktivitäten. Trotz ihrer oft guten beruflichen Stellung haben sie ein leicht störbares Selbstwertgefühl. Darum versuchen sie alles, um ihren Idealen wie beispielsweise Jugendlichkeit, Dynamik, Stärke und dem üblichen Klischee eines starken Mannes zu entsprechen.
Mütter magersüchtiger Menschen
Die Väter anorektischer Menschen überlassen den Bereich der Kindererziehung oft den Müttern, weshalb diese häufig keiner eigenen Berufstätigkeit nachgehen. Es wird beschrieben, dass für die Mutter das oberste Ziel in der perfekten Ausübung ihrer Mutterrolle sowie auch in der als Gastgeberin liegt. Weiters zeigen diese Mütter oftmals perfektionistische als auch leicht depressive Charakterzüge und leiden unter einem geringen Selbstwert. Es können auch psychosomatische Störungen vorhanden sein. Im Gegensatz zu ihrem Inneren legen viele Mütter anorektischer Menschen großen Wert auf ihr Äußeres, welches sie durch Training und Diäten aufrecht zu erhalten versuchen. Oft halten sie an traditionellen Rollenvorstellungen fest und wollen dem Bild einer „sich aufopfernden“ Mutter entsprechen. Kindererziehung und die Rolle als Mutter und Hausfrau stehen demnach im Vordergrund. Das kann jedoch dazu führen, dass sich Mütter betroffener Frauen und Männer von ihren Kindern abhängig machen, da das Leben ohne diese unvorstellbar scheint. Daraus resultiert ein Pflichtgefühl im Kind, die Mutter nicht verlassen zu dürfen.
In den Familien von Menschen mit Magersucht spielt also die Tradition eine große Rolle und Eltern stehen Veränderungen negativ gegenüber. Meist bricht dann die Tochter oder der Sohn diesen Bann, besteht auf Veränderung und rebelliert in der Magersucht gegen diese traditionellen Vorstellungen.