Wilhelm Busch sagte: „Durch Fehler wird man klug, darum ist einer nicht genug.“ Lesen Sie hier über den konstruktiven Umgang mit Fehlleistungen.
Fehler gelten in unserer Kultur als etwas, was es unbedingt zu vermeiden gilt. Schon von Kindesbeinen an lernen wir das. Spätestens in der Schule wird dann jeder Fehler rot markiert und negativ bewertet. Durch die Art wie in unserer schulischen Erziehung mit Fehlleistungen umgegangen wird, wird ein aufgeschlossenes Verhalten gegenüber Fehlern verhindert. Sie werden vielmehr vermieden und tabuisiert. Schon in frühem Alter lernt man, dass es besser ist, gar nichts zu sagen, als etwas Falsches zu sagen. Besonders fatal ist es, wenn der Fehler dabei auch noch personalisiert wird, soll heißen, wenn nicht mehr die fehlerhafte Leistung an sich, sondern die fehlbare Person bewertet wird. Wenn es also nicht mehr um einen dummen Fehler, sondern um den „Dummkopf“ selbst geht.
Mit dieser Ausgangssituation geht es uns später im Job nicht besser. Im Berufsalltag herrscht heutzutage wenig Fehlertoleranz: Alles muss möglichst perfekt sein und sobald uns ein größerer Fauxpas unterläuft, sitzt uns schon die Panik vor dem Jobverlust im Nacken. Dadurch entsteht dann häufig ein defensives Vermeidungsverhalten, das jedoch innovative Ideen und Fortschritt verhindert.
Warum Fehler nicht zu vermeiden sind
Jeder Tag unseres Lebens setzt sich aus Hunderten von Entscheidungen zusammen und jede dieser Entscheidungen birgt ein Fehlerpotenzial. Das heißt keine Fehler zu machen, ist nach menschlichem Ermessen nicht möglich.
Warum sind Fehler etwas Positives?
- In Fehlern steckt Lernpotenzial: Winston Churchill sagte einst: „Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht früh zu machen“. Zumindest grobe Schnitzer wird man sich sicher kein zweites Mal leisten. Man hat also in jedem Fall wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Und da zum Glück jeder Mensch Fehler macht, ist man auch nicht darauf angewiesen, jede Erfahrung selbst zu machen, sondern kann auch aus den Fehlern der anderen viel lernen.
- In Fehlern steckt Erfolg: Je mehr Entscheidungen getroffen werden, dass heißt, je öfter das Risiko eingegangen wird, sich möglicherweise auch falsch zu entscheiden, desto mehr Erfahrung gewinnt man, desto erfolgreicher wird man. Sämtliche großen Erfindungen dieser Welt kamen nur zustande, weil jemand es gewagt hat, Fehler zu machen – immer und immer wieder. Ohne Fehler hätte Christoph Kolumbus zum Beispiel nie Amerika entdeckt.
- In Fehlern steckt Leben: Etwas falsch machen heißt häufig auch nur etwas „anders machen“. Wer etwas gar nicht macht, weil er es möglicherweise falsch machen könnte, wird anschließend wohl die versäumte Gelegenheit mehr bereuen als den potenziellen Fehler.
- In Fehlern steckt Mut: Wer einen Fehler riskiert, der beweist auch den Mut, gegebenenfalls Schwäche zu zeigen. Außerdem zeugt es von Größe, die Verantwortung für begangene Fehlentscheidungen zu übernehmen.
- In Fehlern steckt Selbstbewusstsein: Die eigene Fehlbarkeit zu akzeptieren und sich begangene Fauxpas nicht selbst nachzutragen ist zugegebenermaßen manchmal nicht so einfach. Tatsächlich gehen wir mit unseren eigenen Schwächen häufig härter ins Gericht als andere es je tun würden. Wichtig ist es, den Fehler loszulasen und das Augenmerk auf die vorhandenen Stärken zu richten.
Was tun, wenn Ihnen ein Fehler passiert ist?
Ist Ihnen bei der Arbeit ein bedeutender Fehler unterlaufen, sollten Sie sich zunächst ehrlich fragen, woran des lag: Überforderung, Unkonzentriertheit, Unwissen?
Dann gehen Sie am besten in die Offensive. Klopfen Sie an die Tür des Chefs, bevor er zu Ihnen kommt und bekennen Sie sich zu Ihrem Fehler. Stecken Sie jetzt nicht den Kopf in den Sand – die meisten Fehlleistungen kommen doch ans Licht und dann haben Sie ein noch viel größeres Problem.
Seien Sie offen, reden Sie den Fehler nicht klein, rechtfertigen Sie sich nicht und suchen Sie die Schuld insbesondere nicht bei einem anderen. Bleiben Sie sachlich.
Am besten ist es natürlich, wenn Sie einen Lösungsvorschlag zur Schadensbegrenzung anbieten können. Das zeigt, dass sie Verantwortung übernehmen und aktiv Ihr Problem angreifen wollen.
Kleine Anekdote zum konstruktiven Umgang mit Fehlern
Eine Geschichte, die seit vielen Jahren vielfach im Internet kursiert und von der man sich wünschen würde, dass sie im täglichen Leben öfter passiert, lautet so:
Nachdem ein Topmanager einer weltbekannten Computerfirma durch einen Fehler einen Millionenverlust eingefahren hatte, wurde er zu seinem Vorgesetzten zitiert. Aufs Schlimmste gefasst, machte sich der am Boden zerstörte Manager auf den Weg und versuchte, sich seelisch auf seinen Rausschmiss vorzubereiten. Der Chef hielt sich zur größten Verwirrung des geknickten Angestellten jedoch gar nicht mit irgendwelchen Anschuldigungen auf. Er fragte vielmehr nach Lösungswegen, um den Fehler zu beheben und schickte den Manager umgehend wieder an die Arbeit. Dieser verstand nun gar nichts mehr und fragte, ob man ihm nicht kündigen würde. Der Chef sagte nur: „Jetzt habe ich über eine Million Dollar in Ihre Ausbildung investiert und dann soll ich Sie entlassen?“