Ursprünglich in der Neurologie eingesetzt, ist Botox mittlerweile fast so gängig wie andere kosmetische Behandlungen – aber für einen hohen Preis!
Botox (so wird es hier der Einfachheit halber genannt, das Protein an sich heißt Botulinumtoxin A) ist ein Bakteriengift, das bestimmte Lebensmittel-Vergiftungen verursacht. Seit Mitte der 1980er Jahre wird es im medizinischen Bereich gegen die unterschiedlichsten Erkrankungen verabreicht. In Deutschland ist es zugelassen zur Behandlung von Lähmungen im Gesichtsbereich, gegen den sogenannten Schiefhals, gegen Muskel-Spastiken und gegen übermäßiges Schwitzen. Gezielt in die Muskulatur gespritzt, blockiert es den Informationsaustausch mit den Nerven und verhindert so, dass sich der Muskel zusammenzieht. Muskelzuckungen nach Schlaganfällen können so beispielweise für Monate entspannt werden.
Botox für die Schönheit
Seit dem 1. März ist Botox auch in Deutschland offiziell für die kosmetische Faltentherapie zugelassen. Es dient zur Glättung von Mimikfalten. Bei der Behandlung wird Botox in kleinen Abständen direkt in die Haut injiziert. Nach zwei bis sieben Tagen haben die Nervenfasern Botox aufgenommen und der Muskel wird unbeweglich. Die Wirkung der ersten Injektion hält etwa drei bis vier Monate an, nach wiederholtem Spritzen soll sich die Haltbarkeit auf sechs Monate oder länger steigern. Bei der Anwendung gegen Falten im Gesicht werden die darunterliegenden Muskeln ebenfalls praktisch ausgeschaltet. Die Mimik des Patienten wird dadurch stark eingeschränkt, Resultat ist eine stark reduzierte Faltenbildung. Dies hat dem Präparat die Kritik eingebracht, für „maskenhafte“ Gesichter zu sorgen.
In Hollywood sortieren Regisseure bei der Besetzung ihrer Filme „Botox-Opfer“ inzwischen aus, weil sie ihre Gesichter nicht mehr richtig bewegen können. Das schadet dem Erfolg des Produktes jedoch keineswegs, laut einer Marktforschung des Herstellers Allergan denken in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien derzeit etwa 5,5 Millionen Frauen aktiv darüber nach, sich künftig Botox spritzen zu lassen. Dies freut die amerikanische Firma, denn letztes Jahre setzte sie knapp eine Milliarde Dollar mit Botox um. Allein in Deutschland wurden letztes Jahr rund eine Million solcher Behandlungen durchgeführt, schätzt Christian Gapka, Vorsitzender der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen.
Gefährlicher als angenommen?
Botox birgt – falsch dosiert oder gespritzt – das Risiko von Lähmungserscheinungen, die unter Umständen tödlich sein können. In den USA starben spastisch gelähmte Kinder nach der Behandlung mit einem Medikament, das Botox enthielt. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA warnte in Washington vor den gefährlichen Nebenwirkungen von Botulinumtoxin. Das Nervengift könne sich in seltenen Fällen über die Injektionsstelle hinaus im Körper ausbreiten und zu Atem- und Schluckbeschwerden führen.
Tierversuche für die Schönheit
Für die Herstellung von Botox müssen Tausende Mäuse in Tierversuchen qualvoll sterben. Ihnen wird das Gift in den Bauch gespritzt. Sind nach vier Tagen die Hälfte aller Tiere tot, stimmt die Dosis. Diese alte Prüfmethode, die zum Beispiel in der Schweiz, wo sich die meisten Botox-Kundinnen verschönern lassen, verboten ist, heisst LD50.
Im toxikologischen Institut der Universität Hannover wird eine alternative Testmethode erarbeitet. Die Forscher betäuben die Maus, bevor sie getötet wird.„Im Tierversuch werden die Tiere vergiftet und ersticken im schlimmsten Fall. Und ein Erstickungstod ist nicht sehr schön“, betont Toxikologie-Professor Hans Bigalke.